Vermeidung von Inventurdifferenzen mit Hilfe von vorhandenen Daten
Sie haben Ihre jährliche Inventur durchgeführt und haben größere Abweichungen festgestellt? Bei der jährlichen Inventur kommt es häufig zu Unterschieden zwischen des systemgeführten Bestands und den physisch auf Lager liegenden Materialien. Meist können Inventurdifferenzen durch die Nutzung bestehender Informationen aus der Produktion vermieden werden!
Im folgenden Artikel erläutere ich Ihnen Gründe für Inventurdifferenzen und wie Sie diese – unter anderem durch eine Integration der vorhandenen Shop-Floor Daten – vermeiden können.
Ursachen für Inventurdifferenzen
Neben Verlust/Diebstahl, der Verwendung falscher Mengeneinheiten beim Zählen, falscher Etikettierungen und Verschrottung aufgrund von Schäden ist eine falsche systemseitige Bestandsführung die häufigste Ursache. Oft liegt dies daran, dass das System (wie z.B. das SAP ERP) mit Vorgabewerten und Soll-Verbrauchswerten in der Produktion rechnet.
Somit werden Verbräuche für einen Fertigungsauftrag anhand der Stückliste gebucht. Oftmals stimmt dies aber nicht mit dem tatsächlichen Verbrauch überein – besonders bei Verwendung von Rohmaterialien wie z.B. Stahl, Granulat oder schwer zählbaren Materialien. Ebenfalls sind menschliche Fehler (z.B. bei der manuellen Buchung von Rückmeldungen oder diversen Eingaben am Terminal) eine Ursache für auftretende Inventurdifferenzen.
Integration von IST-Daten in SAP ERP
Sofern die Shop-Floor-Systeme vom ERP System getrennt sind, können tatsächliche Verbräuche in der Produktion oder Lagerorte nicht laufend validiert werden. Sollten hier Unterschiede zwischen systemseitigen und IST-Daten auftreten, kommen diese meist bei der jährlichen Inventur zu Tage. Um Inventurdifferenzen zu reduzieren oder gar zu vermeiden, müssen IST-Daten in die betriebswirtschaftlichen Prozesse des SAP ERP Systems integriert werden.
Das SAP ERP bietet im Rahmen der Fertigung die Standard-Schnittstelle PP-PDC zur Erfassung von Betriebsdaten (BDE) an. Diese kann im Fertigungsumfeld tatsächlich rückgemeldete Mengen automatisch an das SAP ERP übertragen. Damit können die rückgemeldeten Mengen und Personalzeiten wahrheitsgetreu verbucht werden. Die rückgemeldeten Daten beziehen sich lediglich auf die Rückmeldung von Vorgängen. Die Datenübermittlichung von IST-Daten ist nur schwer auf Komponentenebene zu realisieren.
Eine weitere Möglichkeit, Inventurdifferenzen zu vermeiden, ist die Erfassung von IST-Daten und deren entsprechende Integration in das ERP-System über die SAP Manufacturing Execution Suite. Diese Komplettlösung der SAP zur Überwachung und Steuerung der Fertigung ermöglicht durch die direkte Anbindung von Shop-Floor-Systemen einen Zugriff auf entsprechende IST-Daten. Mit der SAPMEINT Schnittstelle können die physischen Prozesse der Produktion mit den betriebswirtschaftlichen Prozessen des ERP verknüpft werden.
SAP MES zur Überwachung und Steuerung von Verbräuchen/Beständen
Zur Vermeidung von Inventurdifferenzen, Verringerung von Nachzählungen und zur Sicherstellung der tatsächlich auf Lager liegenden Bestände kann ein Manufacturing Execution System und dessen Integration in das ERP-System verwendet werden. Dieses bietet – neben vielen weiteren Funktionalitäten – eine ganzheitliche Anbindung der Shop-Floor-Systeme an und fungiert hierbei als Übersetzer zum ERP-System.
Die SAP Manufacturing Execution Suite besteht aus den Anwendungen SAP Plant Connectivity, SAP Manufacturing Execution und SAP Manufacturing Integration and Intelligence. Durch die direkte Anbindung von Maschinen, Sensoren, Robotern und allen weiteren Systemen, die Daten in der Produktion bereitstellen, können IST-Daten über die SAPMEINT Schnittstelle an das ERP-System übermittelt werden.
Ebenfalls ist die Anbindung von Lagersystemen möglich. Dadurch stellen Sie sicher, dass sowohl Bestände als auch Verbräuche stets nach aktuellen Werten geführt, verbucht und verbraucht werden. Durch die Verwendung von IST-Daten kann die jährliche Inventur nicht nur verkürzt, sondern auch das Auftreten von Inventurdifferenzen langfristig vermieden werden.
Es fallen nur die tatsächlich entstandenen Kosten an und die Nutzung von Durchschnittswerten (z.B. am Arbeitsplatz) wird hinfällig. Eine Vielzahl an zusätzlichen Funktionen zur Überwachung und Steuerung der Produktion, die durch ein Manufacturing Execution System zur Verfügung gestellt werden, finden Sie hier.
Wir unterstützen Sie!
Sie haben Fragen oder möchten noch mehr Informationen zur Thema Inventur oder SAP MES haben? Melden Sie sich gerne per Mail oder telefonisch bei mir.
FAQ
Wie entstehen Inventurdifferenzen?
Hohe Inventurdifferenzen entstehen oftmals durch eine fehlerhafte systemseitige Bestandsführung, die mit Vorgabe- und Soll-Verbrauchswerten arbeitet und daher keine wahrheitsgetreuen Informationen liefert.
Wie können Inventurdifferenzen vermieden werden?
Die Integration von IST-Daten der Shop-Floor-Systeme in das SAP ERP-System ermöglicht die laufende Validierung der tatsächlichen Verbräuche in der Produktion und den Lagerorten. So können automatisch rückgemeldete Materialmengen jederzeit eingesehen und korrekt verbucht werden.
Wie lassen sich Daten aus der Produktion in das ERP-System integrieren?
Die SAP-Schnittstelle PP-PDC zur Erfassung ovn Betriebsdaten (BDE) kann Vorgänge automatisch an das SAP ERP übertragen. Zur direkten Anbindung der IST-Daten aus der Produktion dient SAP MES. Diese Komplettlösung nutzt die SAPMEINT-Schnittstelle zur zentralen Überwachung und Steuerung der Fertigungs- und Lagerprozesse.
Ein Kommentar zu "Vermeidung von Inventurdifferenzen mit Hilfe von vorhandenen Daten"
Wie Sie bereits anführen, ist auch die Anbindung von Lagersystemen in der Lagerwirtschaft möglich. Ich denke, dass dies die Inventur-Differenzen beseitigen könnte. Vielen Dan fürs Vorstellen von Methodiken gegen die Inventur-Differenzen!