Tim Lutz
24. Mai 2023

SAP Inventur

Ging es bei der Inventur ursprünglich „nur“ um möglichst genaue Zählungen und um das Erfüllen gesetzlicher Vorschriften, ergeben sich heute mit der Digitalisierung neue Potenziale.

Zum einen in Sachen Kostensenkung, etwa durch mehr Präzision, zum anderen in puncto Kundenzufriedenheit, beispielsweise durch Schnelligkeit und das Einhalten von Service Levels bei der Lieferung.

Die Inventur, korrekt durchgeführt, entwickelt sich im Zusammenspiel mit den anderen Prozessen in der Supply Chain zum nutzbaren Vorteil. Wer diese Potenziale heben will, braucht spezifische Software-Lösungen.

E-Book: Inventur mit SAP

In diesem E-Book erfahren Sie alles rund um das Thema Inventuren und wie Sie diese mithilfe von SAP durchführen können.

Die drei Phasen einer Inventur

Entscheidern stehen mehrere Inventurverfahren zur Auswahl. Unabhängig vom Verfahren durchläuft eine Inventur immer drei Phasen:

Inventurvorbereitung

Während der Inventurvorbereitung werden Inventurbelege erstellt, Materialien für Buchungen gesperrt und Inventurbelege gedruckt und verteilt.

Inventurzählung

Während der Inventurzählung werden die Bestände gezählt und das Zählergebnis in den Ausdruck des Inventurbelegs eingetragen.

Inventurauswertung

Nach der Zählung erfassen die Sachbearbeiter das Zählergebnis im System. Falls erforderlich, veranlassen sie Nachzählungen. Sie buchen Inventurdifferenzen aus.

Ziel ist es, die Bestände korrekt zu halten und Inventurdifferenzen zu vermeiden, denn große Abweichungen ziehen Kosten nach sich. Stimmt der Bestand nicht, kann das Unternehmen nicht termintreu liefern.

SAP Inventur-Anwendungen

Mit Ihrer langjährigen Erfahrung aus der Prozesswelt zehntausender Kunden bietet SAP mehrere Lösungen für die Digitalisierung der Inventur an. Die hier beschriebenen Module und Systeme unterstützen auch eine mobile Inventur.

Spezielle Anwendungen auf Scannern ermöglichen Sachbearbeitern und Lagerarbeitern vor Ort mehr Flexibilität und Freiheit, weil sie sich Lauf- und Kommunikationswege sparen.

Teile des Prozesses gestalten sich bei mobiler Datenerfassung (MDE) anders; so erscheint beispielsweise statt eines Belegausdrucks ein entsprechender Text im Display eines MDE Geräts.

SAP Inventur entwickelt sich mit Supply Chain zum Vorteil.

Inventurverfahren in SAP EWM

Das Tool SAP EWM bietet zwei Möglichkeiten, nämlich die lagerplatzbezogene Inventur und die produktbezogene Inventur. Im Einzelnen:

Lagerplatzbezogene Inventur

Die lagerplatzbezogene Inventur zählt alle Produkte und HUs (Handling Units) an einer bestimmten Position im Lager. Das Tool liefert einen Inventurbeleg für die Zählung in einem ganzen Lagertyp oder separaten Lagerplätzen in verschiedenen Lagertypen. Der Anwender zählt dann alle Produkte in den betreffenden Bereichen.

Dieses Zählverfahren eignet sich zum Beispiel bei der Jahresinventur, weil es sicherstellt, dass alle Lagerplätze gezählt werden. Wie häufig pro Jahr eine solche Inventur durchzuführen ist, regelt das Gesetz.

Produktbezogene Inventur

Die produktbezogene Inventur richtet sich ausschließlich nach dem zu zählenden Produkt und kann einen oder mehrere Einzellagerplätze oder HUs (Handling Units) im Lager umfassen. Dieses Verfahren verschafft dem Anwender Einblick in den aktuellen Lagerbestand eines bestimmten Produkts.

Es wird oft bei höherwertigen Produkten angewendet.

Ablauf in SAP EWM in vier Schritten:

Im ersten Schritt wird ein inaktiver Inventurbeleg angelegt, um den Vorgang und den Arbeitsaufwand zu planen.

Im zweiten Schritt beginnt mit Aktivierung der Inventurbelege die eigentliche Zählung. Dabei legt SAP EWM automatisch Lageraufträge für die Inventurzählung an, die zur Ausführung auf mobilen Geräten verwendet werden können.

Schritt drei (Zählung und Nachzählung) sichert das Zählergebnis im jeweiligen Beleg. Mit Genehmigung dieses Ergebnisses aktualisiert das Tool den Bestand des Lagerplatzes.

Zum Schluss (Schritt vier) wird der Inventurbeleg fertiggestellt beziehungsweise das Zählergebnis gebucht. Bestehen zwischen den gezählten Mengen und den Buchmengen Differenzen, werden diese in einem Differenzbereich gebucht. Der sogenannte Difference Analyzer zeigt sie an.

Inventur läuft nicht immer gleich ab. Die Abstände einer Inventur können Entscheider je nach ihren Bedürfnissen customisieren. SAP EWM unterstützt folgende sechs Verfahren:

Ad-hoc-Inventur

Sollen während des Geschäftsjahres zu einem beliebigen Zeitpunkt Lagerplätze oder Produkte gezählt werden, handelt es sich um eine Ad-hoc-Inventur. Meist lösen die Sachbearbeiter die Anlage von Ad-hoc-Inventurbelegen manuell aus, der Vorgang kann aber auch mit einem Ausnahmecode verknüpft werden.

Cycle-Counting

Cycle-Counting (CC) bezeichnet das Zählen von Produkten in regelmäßigen Abständen. Dabei können die Sachbearbeiter beispielsweise schnelldrehende und langsamdrehende Produkte durch ein CC-Kennzeichen unterscheiden und Zählintervalle definieren. Zur Kontrolle wird in den lagerspezifischen Einstellungen der Inventur ein Fabrikkalender festgelegt, der die Werktage berechnet.

Einlagerungsinventur

Die Sachbearbeiter können eine Inventur für einen Lagerplatz durchführen, wenn dort die erste Einlagerung im Geschäftsjahr stattfindet. Bei einer solchen Einlagerungsinventur bestätigt der Lagerarbeiter, dass sich der Bestand im Lager und die bestätigte Menge in der Lageraufgabe entsprechen. Während des laufenden Geschäftsjahres wird keine weitere Inventur für den Lagerplatz durchgeführt, auch dann nicht, wenn eine neue Menge eingegeben oder der Platz geleert wird.

Jährliche Inventur

Üblicherweise führen Unternehmen einmal pro Jahr eine Zählung und Bestandserfassung aller Lagerplätze durch. Während der Dauer dieser jährlichen Inventur dürfen Bestände oft nicht bewegt werden. Dieser Vorgang kann Lagerplätze einbeziehen, die zwar einer permanenten Inventur unterliegen, im laufenden Geschäftsjahr aber noch keine Bestandsbewegungen verzeichnet haben.

Lagerplatzprüfung

Will ein Sachbearbeiter sichergehen, dass ein bestimmtes Produkt am vorgesehenen Lagerplatz aufbewahrt wird, kann er eine Lagerplatzprüfung durchführen. (Streng genommen handelt es sich hier nicht um ein Inventurverfahren, sondern um eine Kontrolle der Produktposition.)

Niederbestandskontrolle

Enthält ein Lagerplatz nach einer Bestandsentnahme nur noch eine geringe Produktmenge, kann das Unternehmen eine Niederbestandskontrolle durchführen. Meist kann der Kommissionierer den Bestand schnell ermitteln, so dass kein zusätzlicher Zähler an den Lagerplatz muss. Wird eine Lageraufgabe bestätigt, generiert SAP EWM im Hintergrund automatisch einen Inventurbeleg. Wie hoch oder niedrig der Niederbestandswert (auch „Grenzwert“ genannt) liegt, definiert das Unternehmen. Beträgt er Null, handelt es sich um eine Nullkontrolle, bei der der Kommissionierer bestätigt, dass der Platz für eine neue Einlagerung zur Verfügung steht.

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Inventurverfahren in SAP MM

Cycle Couting (siehe SAP EWM)

Permanente Inventur: Eine permanente Inventur nimmt die Bestände das gesamte Geschäftsjahr hindurch laufend auf. Das Unternehmen muss sichergehen, dass jedes Material mindestens einmal pro Jahr körperlich erfasst wird.

Stichprobeninventur: Wird nur ein zufällig ausgewählter Teil der Bestände körperlich aufgenommen, spricht man von einer Stichprobeninventur. Deren Wert bildet die Basis für eine Hochrechnung, die den mutmaßlichen Gesamtwert aller Lagerbestände ergibt.

Der Sachbearbeiter legt statistische Parameter (wie etwa Sicherheitswahrscheinlichkeit, relativer statistischer Fehler und relative Abweichung von Buch- zu Istwert) fest und entscheidet, ob die Stichprobeninventur gilt.

Faustregel: Weichen Zählergebnis und Buchbestände wenig voneinander ab, geht man davon aus, dass die Buchbestände der nicht aufgenommenen Bestände richtig sind.

Stichtagsinventur: Zum Bilanzstichtag nimmt das Unternehmen alle seine Bestände körperlich auf. Das heißt, dass jedes Material gezählt werden muss. Für die Dauer der Zählung bleibt das gesamte Lager für Materialbewegungen gesperrt.

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Inventurverfahren in SAP WM

Das Tool SAP WM kommt grundsätzlich bei der Inventur pro Lagerplatz zum Einsatz. Anders als bei SAP EWM wird es nicht für die Produktbezogene Inventur genutzt.

Unterstützte Verfahren:

  • Cycle-Counting (siehe SAP EWM)
  • Einlagerungsinventur (siehe SAP EWM)
  • Nullkontrolle (siehe SAP EWM)
  • Stichprobeninventur (siehe SAP MM)

Fazit

Die Inventur hat mit der Digitalisierung neue Potenziale entwickelt, die über genaue Zählungen und gesetzliche Vorschriften hinausgehen. Kostenreduktion und Kundenzufriedenheit sind wichtige Aspekte, die Sie durch präzisere Inventurverfahren und schnellere Lieferungen erreichen können.

Der Inventurprozess umfasst die Phasen der Vorbereitung, Zählung und Auswertung. Ziel ist es, korrekte Bestände zu gewährleisten und Inventurdifferenzen zu vermeiden. SAP bietet verschiedene Lösungen für die Digitalisierung der Inventur an, einschließlich mobiler Anwendungen und spezifischer Module.

FAQ

Was muss ich bei einer Inventur machen?

Während der Inventur zählen und erfassen Sie nicht nur alle vorhandenen Bestände an Waren, Maschinen und Anlagen im Unternehmen, sondern auch das immaterielle Vermögen, das sowohl Schulden als auch Vermögenswerte umfasst. Alle Elemente, die zum Inventar gehören, können Sie in die Inventurliste aufnehmen.

Was sind die Inventurverfahren in SAP EWM?

Die lagerplatzbezogene Inventur und die produktbezogene Inventur sind die beiden Verfahren in SAP EWM.

Wie läuft die Inventur in SAP EWM ab?

Die Inventur in SAP EWM umfasst vier Schritte: Anlegen eines inaktiven Inventurbelegs, Aktivierung der Inventurbelege zur Zählung, Zählung und Nachzählung der Bestände, Abschluss der Inventur und Buchung von Differenzen.

Haben Sie Fragen zur Inventur mit SAP WM, MM oder EWM? Unsere Mitarbeiter des Fachbereichs Mindlogistik sind Experten auf dem Gebiet und können Ihnen gerne weiterhelfen. Kontaktieren Sie uns einfach.

Tim Lutz

Tim Lutz

Mein Name ist Tim Lutz und ich bin der Bereichsleiter IT für Produktion und Logistik. Ich beschäftige mich schon seit vielen Jahren mit Logistiklösungen im SAP Umfeld.

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