Tim Lutz
17. Mai 2023

Cycle-Counting-Inventur in SAP

Aufgrund gesetzlicher Vorgaben und um ihren Ist-Soll-Bestand zu ermitteln, führen Unternehmen mindestens einmal im Jahr eine Inventur durch. Meistens nimmt die Inventur einen ganzen Tag in Anspruch, an dem das normale Tagesgeschehen eingestellt werden muss. Viele Unternehmen setzen deswegen auf Cycle-Counting bzw. die permanente Inventur. In diesem Beitrag möchte ich Ihnen dieses Verfahren vorstellen und Ihnen erklären, wie Sie die Cycle-Counting-Inventur in SAP umsetzen können.

Was bedeutet Cycle-Counting?

Cycle-Counting ist ein Verfahren, das Sie zur körperlichen Bestandsaufnahme in Ihrem Unternehmen nutzen können. Bei einer herkömmlichen physischen Bestandsaufnahme werden alle im Lager vorrätigen Gegenstände per Hand gezählt.

Im Gegensatz dazu werden beim Cycle-Counting die Vermögenswerte nicht an einem Stichtag erfasst, sondern kontinuierlich über das gesamte Geschäftsjahr. Aus diesem Grund nennt man das Verfahren auch permanente Inventur.

Abweichungen vom Soll-Bestand können auf diese Weise schneller erkannt und Fehler behoben werden. Die Intervalle, in denen die Erfassung stattfindet, hängen von der Kennzeichnung des jeweiligen Produkts ab.

SAP Cycle-Counting – die permanente Inventur

So läuft Cycle-Counting ab

Zu Beginn des Verfahrens werden alle Vermögensgegenstände mit Kennzeichnungen versehen, die Sie verschiedenen Kategorien zuordnen. Die Gegenstände können beispielsweise nach ihrer Nachfrage oder ihrem Bedarf in der Produktion in die Kategorien A, B und C eingeteilt werden. Produkte, die sehr häufig nachbestellt werden müssen (Klebebänder, Kartons, etc.) fallen somit beispielsweise in die Kategorie A und müssen häufiger erfasst werden als weniger häufig benötigte Gegenstände der Kategorie C. Auf diese Weise sind Sie immer über die aktuellen Bestände Ihrer Materialien und Produkte informiert und können effizient die Ursachen für Fehlbestände ermitteln und Engpässe ausgleichen.

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Cycle-Counting in SAP

Entscheiden Sie sich für Cycle-Counting als Inventur-Methode, können Sie diese ganz einfach in SAP umsetzen.

Voraussetzungen

Bevor Sie beginnen, müssen Sie folgende Voraussetzungen erfüllen:

  • Sie haben Ihre Materialklassen und entsprechende Inventurzyklen festgelegt. Wenn Sie hier Unterstützung benötigen, kann Ihnen der Einführungsleitfaden der Materialwirtschaft unter Bestandsführung und > Inventur > Inventur > Cycle Counting weiterhelfen.
  • Sie haben jedes Material, das Sie mit Cycle-Counting inventarisieren möchten, einer Materialklasse zugeteilt. Diese Zuordnung können Sie im Materialstamm in dem Reiter Lagerung > Cycle Counting festlegen.
  • Im Customizing der Lagerverwaltung unter Vorgänge > Inventur > Arten pro Lagertyp definieren haben Sie für den jeweiligen Lagertyp das Cycle-Counting Inventurverfahren festgelegt.

Inventurbelege erstellen und aktivieren

  1. Wählen Sie Logistik > Logistics > Execution > Inventur > Aufnahmebeleg > Anlegen > Cycle > Counting.
  2. Der Report, den Sie ausgewählt haben, sucht alle Materialien in einem Lagertyp, die innerhalb eines bestimmten Datumsintervalls für das Cycle Counting vorgesehen sind. Es erstellt eine Liste der Lagerplätze, die Sie inventarisieren wollen.
  3. Geben Sie die erforderlichen Daten ein, und bestimmen Sie das Zeitintervall für die Inventur.
  4. Wählen Sie Ausführen.
  5. Das System schlägt Ihnen nun alle nach Cycle-Counting inventarisierbaren Lagerplätze für die Inventur vor.

Bei Mischbelegungen prüft SAP alle Quants (Quant = Bestand eines bestimmten Materials mit gleichen Merkmalen auf einem Lagerplatz). Ist eines der Quants für Cycle-Counting relevant, schlägt das System alle Quants vor. Auf Ihrem Bildschirm erscheint dann die Bemerkung Mehrere Quants.

  1. Um die Inventurzählung für die vorgeschlagenen Lagerplätze zu planen, wählen Sie Liste > Buchen Belege.
  2. Um die Inventuraufnahmebelege sofort zu aktivieren, wählen Sie Aktivieren Belege.

Inventuraufnahmeliste drucken

  1. Wählen Sie im SAP-Menü die Reiter Logistik > Logistics Execution > Lagerinterne Prozesse > Inventur > in der > Lagerverwaltung > Inventurbeleg > Drucken Aufnahmeliste.
  2. Geben Sie die abgefragten Daten ein.
  3. Möchten Sie den Inventurbeleg nur auf dem Bildschirm ausgeben, ohne ihn auszudrucken, heben Sie das Kennzeichen Liste drucken auf.
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Körperliche Bestandsaufnahme durchführen

  1. Erfassen Sie die Zählergebnisse im Warehouse Management System (WMS).
  • Dazu wählen Sie im SAP-Menü Logistik > Logistics Execution > Lagerinterne > Prozesse > Inventur > Zählergebnisse > Erfassen.
  • Geben Sie die erforderlichen Daten ein.
  1. Bearbeiten Sie die Inventurdifferenzen im WMS.
  • Um zu ermitteln, wo Differenzen aufgetreten sind, wählen Sie die Reiter Logistik > Logistics Execution > Infosystem > Lager > Inventur > mit platzgenauer Bestandsführung > Differenzstatistik pro Lagertyp.
  • Veranlassen Sie eine Nachzählung für alle Positionen des Inventuraufnahmebelegs, bei denen Ihnen die Differenzen sehr hoch erscheinen: Wählen Sie Logistik > Logistics > Execution > Lagerinterne > Prozesse > Inventur > in der > Lagerverwaltung > Zählergebnisse > Nachzählen.
  • Geben Sie die erforderlichen Daten ein. Sie können dabei einen Prozentsatz oder einen Wert als Abweichungsschwellenwert eingeben.
  • Wählen Sie Weiter.
  • Markieren Sie die Lagerplätze, für die Sie eine Nachzählung durchführen möchten.
  • Wählen Sie Nachzählung > Nachzähl. Veranlassen.
  1. Erfassen Sie die Inventurdifferenz in der Bestandsführung.
  2. Wenn Sie die gesamte Inventur für das Geschäftsjahr abgeschlossen haben, setzen Sie die Inventurdaten für die Lagerplätze mit dem Report RLREOLPQ zurück. In der nächsten Inventurperiode können Sie dann erneut die Inventur für diese Lagerplätze durchführen.

Haben Sie während des Inventurprozesses größere Abweichungen zwischen den systemgeführten Beständen und den physisch auf Lager liegenden Materialien festgestellt? Dann bietet es sich an, die Inventur durch eine Integration bestehender Informationen aus der Produktion zu ergänzen, um solche Inventurdifferenzen zukünftig zu vermeiden.

Diese Vorteile bietet Cycle-Counting Ihrem Unternehmen

Als Alternative zur herkömmlichen Inventur bietet Ihnen eine Cycle-Counting mit SAP folgende Vorteile:

  • Eine Minimierung des Produktionsausfalls trägt zu Kostenersparnissen bei
  • Ein gut organisierter Produktbestand ermöglicht effizientere Arbeitsabläufe, die wiederum die Produktivität Ihres Unternehmens steigern
  • Abweichungen zum Soll-Bestand können frühzeitig erkannt und behoben werden

Websession: Cycle-Counting-Inventur in SAP

Haben Sie Fragen zum Thema Cycle-Counting oder benötigen Unterstützung bei der Bestandsaufnahme? Dann vereinbaren Sie gerne eine kostenlose Websession. Ich freue mich auf einen Austausch!

Fazit

Cycle-Counting bzw. eine permanente Inventur kann eine vorteilhafte Alternative zur herkömmlichen Inventur darstellen, da sie Arbeitsabläufe vereinfacht und die Möglichkeit bietet, Fehler möglichst schnell zu beheben. Sie können den Prozess stark vereinfachen, indem Sie ihn einfach in Ihrem SAP-System umsetzen.

FAQ

Was ist das Cycle Counting in SAP?

Unter Cycle Counting versteht man das regelmäßige Durchführen einer physischen Bestandsaufnahme der Lagerbestände im Laufe eines Geschäftsjahres. Hier teilen Sie Produkte in verschiedene Kategorien (wie zum Beispiel A, B, C und D) ein. Für diese Kategorien legen Sie spezifische Intervalle oder Zyklen fest, in denen Mitarbeiter die Bestandsaufnahmen durchführen sollen.

Was ist die Methode des Cycle Counting für das physische Inventar in SAP?

Mitarbeiter erfassen Materialien in diesem Verfahren mehrmals über einen Zeitraum hinweg, wodurch sie den Lagerbestand stets überwachen. Da sie bei dieser Methode nur eine geringe Anzahl an Materialien gleichzeitig zählen, ist es im Vergleich zur periodischen Inventur nicht notwendig, den gesamten Betrieb einzustellen.

Was ist ein Beispiel des Cycle Countings?

Anstatt alle Artikel nur einmal, am Jahresende, zu zählen, erfassen Sie beim Cycle Counting einen Teil der Inventarartikel physisch in regelmäßig en Abständen.

Tim Lutz

Tim Lutz

Mein Name ist Tim Lutz und ich bin der Bereichsleiter IT für Produktion und Logistik. Ich beschäftige mich schon seit vielen Jahren mit Logistiklösungen im SAP Umfeld.

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