Tim Lutz
14. August 2019

Betriebsdatenerfassung unter S/4HANA – PP-PDC, POI und MES

Die Betriebsdatenfassung steht vor einer Veränderung.

Die Betriebsdatenerfassung mit SAP steht vor einer Veränderung. Ende 2025 läuft der Support für SAP ERP aus und SAP Kunden müssen ihre Business Suite auf S/4HANA umziehen. Dies ist mit Veränderungen verbunden.

Eine Veränderung im SAP BDE Umfeld ist der Wegfall der KK2 und KK5 Strukturen der PP-PDC Schnittstelle, welche von vielen Unternehmen für automatisierte Produktionsrückmeldungen und KANBAN verwendet werden. SAP empfiehlt einen Umstieg auf das Production Optimization Interface (POI) oder auf SAP MES.

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PP-PDC Schnittstelle

Eine etablierte Schnittstelle im Produktionsumfeld für die Betriebsdatenerfassung ist die PP-PDC Schnittstelle. Seit vielen Jahren bietet diese Schnittstelle Unternehmen die Möglichkeit IST-Daten des Shopfloors zu erfassen und standardisiert in die betriebswirtschaftlichen Prozesse des SAP ERP zu integrieren. Ohne eigene Zusatzentwicklungen.

Hierbei übermittelt PP-PDC über iDocs Datenstrukturen für HR Rückmeldungen (KK1), PP Rückmeldungen (KK2), PM Rückmeldungen (KK3), PS Rückmeldungen (KK4) und KANBAN (KK5).

Die PP-PDC Schnittstelle ist eine Schnittstelle im Produktionsumfeld für die Betriebsdatenerfassung.

Mit der Einführung von S/4HANA werden die Schnittstellenstrukturen KK2 und KK5 für Produktionsrückmeldungen und KANBAN obsolet und nicht weiter unterstützt. Das macht eine Umstellung für Unternehmen notwendig, die SAP BDE mit den genannten Datenstrukturen nutzen.

Als Alternativen schlägt die SAP SE entweder das Production Optimization Interface (POI) oder ein MES vor.

Production Optimization Interface (POI)

Ähnlich wie bei der PP-PDC Schnittstelle übermittelt POI Daten mit Hilfe von RFC und iDocs. Allerdings nutzt das POI für den Download von ERP bzw. S/4HANA ALE und iDocs und für den Upload eine RFC Verbindung mit dem POI. POI kann in den Bereichen Steuerung, Materialbedarfsplanung und Produktionssteuerung eingesetzt werden.

Für den Download stellt das POI entsprechende iDocs zur Verfügung, die folgende Stammdaten übertragen können:

  • Material
  • Stücklisten
  • Arbeitspläne
  • Arbeitsplätze
  • Arbeitsplatzhierarchien
  • Fabrikkalender
  • Objektklassifizierungen
  • Produktgruppen
  • Transitionsmatrix

Der Upload kann entsprechend folgende Daten an das SAP ERP oder S/4HANA System rückmelden:

  • Rückmeldedaten und Änderungen zu Plan-, Fertigungs- und Prozessaufträgen
  • Vorgangsänderungen
  • Erstellen und Löschen von Plan- und Fertigungsaufträgen
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SAP MES

Die Betriebsdatenerfassung in Echtzeit ist eines von vielen Features, die mit SAP MES (Manufacturing Execution Suite) realisiert werden können. Durch die direkte Anbindung von physischen Systemen des Shopfloors können Betriebs- und Maschinendaten direkt erfasst und mittels SAP ME und SAP MII ausgewertet werden. Bei Bedarf werden die Daten dann durch eine Anbindung des SAP ERP oder S/4HANA Systems übermittelt und in die betriebswirtschaftlichen Prozesse eingebunden. Neben der SAP Manufacturing Execution Suite stellt sich SAP mit der SAP Digital Manufacturing Cloud auf, die Unternehmen Kostenvorteile in Sachen Infrastruktur und Hardware bietet.

Das folgende Schaubild gibt einen Überblick über die verschiedenen Funktionen von SAP Manufacturing Execution, welches Teil der SAP Manufacturing Execution Suite ist.

SAP Manufacturing Execution (SAP ME): verfügbare Prozesse und Komponenten

Fazit

PP-PDC und POI nutzen ähnliche Technologie, allerdings unterschiedliche Strukturen. Das Grundprinzip bleibt erhalten. Nachdem PP-PDC unter S/4HANA nicht mehr unterstützt werden wird, müssen sich Unternehmen zwischen POI, MES oder einer Eigenentwicklung entscheiden.

Besonders SAP MES kann für produzierende Unternehmen interessant sein, wenn komplexe Fertigungsprozesse gesteuert und kontrolliert werden sollen, die Kundenanforderungen (z.B. nach Nachverfolgbarkeit und Transparenz) stetig steigen oder generell Digitalisierung und Industrie 4.0 weiter vorangetrieben werden soll. Die klassische Betriebsdatenerfassung ist mit allen Lösungsoptionen geboten.

Tim Lutz

Tim Lutz

Mein Name ist Tim Lutz und ich bin der Bereichsleiter IT für Produktion und Logistik. Ich beschäftige mich schon seit vielen Jahren mit Logistiklösungen im SAP Umfeld.

Sie haben Fragen? Kontaktieren Sie mich!



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4 Kommentare zu "Betriebsdatenerfassung unter S/4HANA – PP-PDC, POI und MES"

Welche Voraussetzungen müssen für den Einsatz von POI gegeben sein?

Antworten

Hallo Herr Bach,

POI steht in SAP PP zur Verfügung.

Um Daten übertragen zu können (Download/Upload) sind folgende Voraussetzungen von Nöten:
– Gültige Materialstücklisten
– Gültige Arbeitspläne
– Gültige Fertigungsversion (falls welche genutzt werden)
– Erfolgreiche Materialverfügbarkeitsprüfung
– Activity Types und Activity Prices müssen im Arbeitsplatz oder in der Kostenstelle gepflegt sein

Welche weiteren Informationen kann ich Ihnen noch geben?
Bei einem kurzen Telefonat erkläre ich gerne die Funktionsweise und verschiedenen Möglichkeiten mit der Schnittstelle. Kontaktieren Sie mich gerne direkt.

Viele Grüße,
Cedric King

Antworten
Andreas Fritz - 13. März 2020 | 8:34

Hallo Herr King, ich kenne SAP Kunden die PP-PDC unter S/4 nutzen. Auf welche Quellen beziehen Sie denn Ihre Aussagen dass PP-PDC obsolet, und vor allem nicht mehr unterstützt wird?
Viele Grüße
Andreas Fritz

Antworten

Hallo Herr Fritz,

entsprechend der S/4HANA Simplification List wurden speziell die KK2 und KK5 Schnittstelle aufgrund veralteter Flatfile Technologie mit S/4HANA abgekündigt. Als Alternative wird die POI Schnittstelle empfohlen.
Aktuell stehen diese Komponenten weiterhin als Compatibility Packs zur Verfügung, was eine – zunächst – weitergehende Nutzung unter S/4HANA möglich macht.

Melden Sie sich gerne bei mir, wenn Sie sich über weitere Simplifications, Compatibility Packs und Neuerungen unter S/4HANA im Bereich Fertigung unterhalten möchten.

Viele Grüße,
Cedric King

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