Tim Lutz
22. Mai 2023

SAP Cross-Docking

Streben Sie einen effizienten Materialumschlag in Ihrem Lager an? Oder möchten Sie unnötig doppelte Umschlagvorgänge von Waren minimieren, um die Zykluszeiten sowie die damit verbundenen Kosten zu reduzieren? Mit SAP Cross-Docking können diese Ziele erreicht werden!

Was ist SAP Cross-Docking?

Cross-Docking bezeichnet einen Warenflussprozess, bei dem Waren direkt zum Zeitpunkt des Eingangs an den Kunden oder den Bestimmungsort versendet werden, wodurch diese auch nicht mehr im Lager deponiert werden müssen. Demzufolge können Lagerverwalter und –vorgesetzte während des Wareneingangsprozesses Cross-Docking-Entscheidungen in Echtzeit treffen, um einen bestehenden Versandbedarf zu decken.

Alternativ besteht auch die Möglichkeit, auf der Grundlage der Planung für ausgewählte ausgehende Aufträge, diese im Voraus festzulegen. Das SAP Extended Warehouse Management (EWM) in SAP ERP Central Component (ECC) 6.0 bietet hierfür eine umfassende Cross-Docking-Funktionalität, die bereits im Lagermodul integriert ist.

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Integration

SAP Cross-Docking wird mit Hilfe von SAP Logistics Execution (SAP LE) über eine sogenannte Schnittstelle (Paket LEINT) integriert. Da das Modul allerdings in den kommenden Releases vollständig in SAP LE eingebettet wird, ist eine Schnittstelle zukünftig nicht mehr notwendig.

Darüber hinaus kann SAP Cross-Docking mit der LES-Komponente mit dem Versand verbunden werden. Dies bietet den Vorteil, dass entsprechende Lieferungen fortgeschrieben werden, sobald Cross-Docking-Transportaufträge angelegt und quittiert worden sind.

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Ein weiterer Bestandteil des Cross-Docking-Moduls ist die Lagerverwaltungssoftware SAP WM, welche ebenfalls vollständig integriert ist. Ebenso verhält es sich mit dem Modul SAP Yard-Management (YM), das zur Überprüfung von Terminierungen dient. So gibt das Modul beispielsweise an, ob ein Ort terminiert werden kann, bevor eine Cross-Docking-Entscheidung angelegt wird. Falls diese möglich ist, legt SAP YM die Terminierungsaktivität automatisch an.

Funktionsumfang

SAP Cross-Docking verfügt über viele verschiedene Funktionalitäten, die Unternehmen in unterschiedlicher Weise weiterhelfen können. Im Folgenden zeige ich Ihnen ein paar Beispiele:

Geplantes und opportunistisches Cross-Docking

Mit Cross-Docking können beispielsweise Entscheidungen anlegt werden, bevor der Bestand eintrifft, die Auslieferung oder der Transportbedarf freigegeben wird oder nachdem die Ware bereits im Lager eingegangen ist. Allerdings stehen diese Entscheidungen nicht selten in einem Widerspruch zum strengen FIFO und können daher mit einer Toleranzdauer versehen werden. Diese wird im sogenannten Customizing festgelegt.

Einstufiges und zweistufiges Cross-Docking

Hierbei kann die Ware entweder unmittelbar zwischen den Warenein- und -ausgangsbereichen bewegt oder über ein zweistufiges Verfahren zunächst vom Wareneingang zu einem Cross-Docking-Lagertyp transportiert und anschließend in den Warenausgangsbereich überliefert werden.

Optimierung von Cross-Docking-Entscheidungen

SAP Cross-Docking hilft Unternehmen dabei, die optimalen Cross-Docking-Entscheidungen zu treffen, indem es stets neue Vorschläge unterbreitet. Diese Entscheidungen können Unternehmen dann entweder im Hintergrund anlegen oder sich die Entscheidungen anzeigen lassen und festlegen, ob sie diese akzeptieren.

Werkzeuge zum Überwachen und Handeln

Eine weitere Funktionalität stellt der Cross-Docking-Monitor dar, mit dessen Hilfe die Unternehmen das gesamte Cross-Docking in ihrem Lager im Blick behalten können. Hierunter fallen unter anderem auch die Cross-Docking-Entscheidungen sowie deren Status. Über den Monitor können zudem Methoden, wie z.B. die Cross-Docking-Planung, aufgerufen werden.

Cross-Docking-Planungswerkzeug

Cross-Docking-Monitor zur Überwachung von Cross-Docking Entscheidungen

Darüber hinaus kann auch das Cross-Docking-Planungswerkzeug über den Monitor geöffnet werden. Dieses Tool ermöglicht die Analyse von Eingangs- und Ausgangsbelegen, das manuelle Anlegen von Cross-Docking-Entscheidungen sowie die Terminierung von Toren für die Belege aller angelegten Entscheidungen.

Werkzeuge für Alerts und Fehlerbehebung

Zu guter Letzt informiert das Modul Unternehmen über tatsächliche und hypothetische Problemsituationen im Lager und bietet gleichzeitig die Berücksichtigung von Ausnahmen an.

Einschränkungen

Das Modul SAP Cross-Docking bringt allerdings auch die nachfolgenden Einschränkungen mit sich:

  • Das opportunistische Cross-Docking funktioniert nur gelegentlich in Umgebungen ohne RF.
  • Das Cross-Docking von Mischpaletten wird nicht unterstützt.
  • Das Cross-Docking kann nur für verfügbaren Bestand angewendet werden, jedoch nicht für Bestände in Qualitätskontrollen, Retouren oder für Sperrbestand.

Verarbeitungsmethoden

SAP Cross-Docking umfasst zwei verschiedene Verarbeitungsmethoden: Cross-Docking und Flow-through.

Cross-Docking

Beim Cross-Docking werden die Versandeinheiten zwischen Wareneingang und -ausgang nicht ausgepackt oder neu verpackt.

Flow-through

Beim Flow-through werden die Waren hingegen nach Erhalt in eine Umpackzone transportiert. Dort werden sie dann umgepackt und zur Warenausgabe gebracht. Bei dieser Methode wird zudem zwischen dem Empfänger- und dem warengesteuerten Flow-through unterschieden.

Empfängergesteuerter Flow-through

Beim empfängergesteuerten Flow-trough werden die Warenverteilungsdaten nach dem Wareneingang ausgewertet. Im Anschluss werden die entsprechenden Lieferungen für die Empfänger erstellt. Für diese Lieferungen werden dann die passenden Artikel kommissioniert. Bei der zweiten Variante werden die Waren über einen Distributionsauftrag kommissioniert. Sollte eine Handling Unit voll sein, wird eine Lieferung mit dem Inhalt der Handling Unit erstellt. Allerdings kann diese Methode nur genutzt werden, wenn auch Lean WM genutzt wird.

Ablauf

Im Folgenden soll der Cross-Docking-Prozess anhand eines Beispiels anschaulich dargestellt werden. Dabei stellt die Beschreibung einen einfachen Cross-Docking-Prozess ohne Lagerungssteuerung dar.

Die Information für die Ausführung von Cross-Docking erhält SAP EWM entweder aus einem anderen System (z.B. aus SAP ERP) oder trifft diese Entscheidung selbst, indem z.B. im opportunistischen Cross-Docking, das EWM selbst angestoßen wird.

Zuerst werden dabei die An- und Auslieferungen an EWM übermittelt und die dazugehörigen Aufträge erzeugt. Anschließend erhält EWM, im Fall von einem geplanten Cross-Docking, sämtliche Informationen darüber, welche Lieferpositionen für das Cross-Docking von Relevanz sind. Danach werden der Wareneingang gebucht und die Lageraufgaben für das Cross-Docking.

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Beim geplanten Cross-Docking erzeugt EWM daraufhin die Lageraufgaben anhand einer Referenz. Beim opportunistischen Cross-Docking versucht EWM hingegen als erstes Einlagerungsaufgaben anzulegen und prüft gleichzeitig, ob bestehende Kommissionierlageraufgaben ersetzt werden können.

Sowohl der Anlieferungs- als auch Auslieferungsauftrag werden von den Lageraufgaben für das Cross-Docking fortgeschrieben. Sollte man mehr Informationen über die Fortschreibung der Anlieferung im Cross-Docking suchen, sind diese unter Fortschreibung der Anlieferung im WE-Prozess zu finden. Mit diesen Lageraufgaben wird die Ware direkt vom Wareneingang zum Warenausgang bewegt.

Vorteile

  • Reduzierung der Lagerkosten: Cross-Docking bietet die perfekte Möglichkeit, um Waren zu versenden, ohne diese einlagern zu müssen. Dadurch werden die Lagerbestandskosten gesenkt. Zudem müssen nur noch die notwendigen Materialien gekauft werden. Eine gute Partnerschaft mit Lieferanten ist jedoch unerlässlich, um die Lieferfenster häufiger einzuhalten.
  • Reduzierung der Materialhandhabungskosten: Cross-Docking hilft dabei, die Materialhandhabungs- und Bewegungskosten innerhalb eines Lagers zu senken. Während ein normaler Lagerprozess den Empfang, die Einlagerung, die Kommissionierung und den Versand der Lieferung an Kunden erfordert, reduziert Cross-Docking die Prozessschritte für Empfang und Versand.
  • Lagerraum: Beim Cross-Docking werden Waren direkt vom Empfangs- in den Versandbereich transportiert, wodurch der Lagerraum umgangen und somit der Lagerplatzbedarf verringert wird.
  • Cross-Docking unterstützt Just-in-Time-Vorgänge (JIT) in einer Vertriebsumgebung: Während JIT darauf abzielt, den richtigen Bestand zum richtigen Zeitpunkt zu haben, ermöglicht Cross-Docking eine kürzere Zykluszeit für den Versand von Waren bei Ankunft im Lager.

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Fazit

In der heutigen Zeit stellt die Effizienz einen wichtigen Faktor für Unternehmen dar, um am Markt bestehen zu bleiben. Unnötige und doppelte Umschlagvorgänge von Waren sollten daher vermieden werden. Mit Cross-Docking hat SAP eine Lösung auf den Markt gebracht, die Unternehmen in genau diesen Punkten hilft.

FAQ

Was ist Cross-docking in SAP?

Das Cross-Docking ist ein Prozess, in dem ein Abgleich eingehender Lieferungen oder Anforderungen für eingehende Transfers mit ausgehenden Lieferungen oder Anforderungen für ausgehende Transfers stattfindet.

Was ist die Funktion des Cross-docking?

Durch die Umsetzung einer Cross-Docking-Strategie reduzieren Sie den Arbeitsaufwand und die Lageraktivitäten, indem Mitarbeiter die Fracht unmittelbar nach Eintreffen am Docking-Ort von einem Verkehrsmittel auf ein anderes transferieren. Dieses Verfahren unterstützt die Realisierung von Kosteneinsparungen und eine beschleunigte Auftragserfüllung.

Was sind die verschiedenen Typen des Cross-Docking in SAP?

In SAP können Sie zwischen den Varianten Transportation Cross-Docking., Merchandise Distribution, Push deployment, Pick from goods receipt und Opportunistic Cross-Docking unterscheiden.

Wann sollte ich ein Cross-Docking einsetzen?

Das Cross-Docking wenden Sie meistens an, wenn die Nachfrage nach einem spezifischen Lagerprodukt konstant und stark stabil ist. Durch Cross-Docking können Sie diese Produkte auf einen regelmäßigen Erfüllungsplan festelegen.

Tim Lutz

Tim Lutz

Mein Name ist Tim Lutz und ich bin der Bereichsleiter IT für Produktion und Logistik. Ich beschäftige mich schon seit vielen Jahren mit Logistiklösungen im SAP Umfeld.

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