Prozessfertigung
Inhaltsverzeichnis
Was ist die Prozessfertigung?
Die Prozessfertigung beschreibt das Vermengen von Roh- und Inhaltsstoffen, z. B. durch Kochen oder Mischen, um am Ende ein bestimmtes Volumen eines Endprodukts zu erreichen. Üblich ist dies bei der Verarbeitung von Granulaten, Flüssigkeiten, Gasen und anderen Gemischen. Es braucht in der Produktion also feste Formeln oder Rezepturen, um das Produkt regelmäßig herstellen und später die Bestandteile nachvollziehen zu können.
Die üblichen Märkte im Zusammenhang mit der Prozessfertigung sind u. a.:
- Lebensmittelverarbeitung
- Farben, Lacke etc.
- Metalle
- Kosmetik
- Textilien
- Kunststoffe
- Chemikalien
- Arzneimittel
Vergleich zur diskreten Fertigung
Das Gegenstück zur Prozessfertigung stellt die diskrete Fertigung dar, denn bei dieser wird vorrangig mit Stücklisten gearbeitet und einzelne Teile zu einem Gesamtprodukt verarbeitet. Dadurch ergibt sich auch die Tatsache, dass Produkte aus der diskreten Fertigung (z. B. Autos) theoretisch immer wieder in ihre Ursprungsteile zurückgebaut werden können. Bei Flüssigkeiten, Gasen etc. ist dies natürlich keine Option.
Ein weiteres Merkmal in der Prozessfertigung ist die relativ einfache Skalierbarkeit, denn für unterschiedlich große Chargen können prinzipiell dieselben Formeln und Rezepturen verwendet werden. So bleibt man flexibel, auch wenn die Bestände knapp werden. Dies ist bei der diskreten Fertigung nicht der Fall, dort müsste die Produktion ruhen, bis Nachschub verfügbar ist. Üblicherweise ist die Prozessfertigung aber ohnehin auf Massenmengen ausgelegt, ein klassisches Beispiel wäre die Getränkeherstellung.
Aufgrund der Eigenschaften kann man zudem feststellen, dass die Prozessfertigung eher im Rahmen der Lagerfertigung agiert und die diskrete Fertigung sich für die Auftragsfertigung eignet. Denn letzteres ist oft auch auf individuelle Aufträge ausgelegt und muss bei der Produktion Kundenwünsche berücksichtigen. Massenhaft hergestellte Produkte aus der Prozessfertigung sind hingegen wenig bis gar nicht individualisierbar, besonders nicht, wenn die Produktion schon begonnen hat.
Arten der Prozessfertigung
Man unterscheidet die Prozessfertigung in 2 Arten:
- Serien- / Chargenfertigung
- kontinuierliche Fertigung
Chargenfertigung und kontinuierliche Fertigung sind dabei zwei unterschiedliche Produktionsansätze. In der Chargenfertigung erfolgt die Produktion in einzelnen Chargen oder Losgrößen, wobei jede Charge als separate Einheit betrachtet wird. Die Produktion durchläuft alle Phasen, bevor die nächste Charge beginnt, was Flexibilität in der Anpassung der Produktionsprozesse zwischen den Chargen ermöglicht. Die Anlagen können für verschiedene Produkte umgerüstet werden und die Produktionsgeschwindigkeit kann variieren.
Im Gegensatz dazu läuft die kontinuierliche Fertigung ohne Unterbrechung und automatisiert ab. Der Fertigungsprozess verläuft in einem durchgehenden Fluss, wodurch eine konstante Produktion ohne Unterbrechungen in höherer Geschwindigkeit möglich ist. Allerdings ist sie deshalb oft spezialisiert und weniger flexibel bei Produktwechseln.
Zusammengefasst: Die Chargenfertigung ermöglicht eine Anpassung an verschiedene Produkte durch Umstellung der Anlagen, während die kontinuierliche Fertigung weniger flexibel ist und auf konstanten Fluss setzt. In Bezug auf Kosten kann die Chargenfertigung höhere Umrüstungs- und Lagerhaltungskosten verursachen, während die kontinuierliche Fertigung möglicherweise höhere Investitionskosten für spezialisierte Anlagen aufweist.
Unternehmen wählen dementsprechend den Ansatz, der am besten zu ihren Produkten, Märkten und Fertigungsanforderungen passt, wobei einige möglicherweise auch hybride Fertigungsmethoden nutzen, um die Vorteile beider Ansätze zu kombinieren.
Prozessfertigung in SAP
Um die Vorgänge in der Prozessfertigung steuern und übersichtlich halten zu können, kommt heutzutage, in Anbetracht der Produktionsmassen, meist Software zum Einsatz. SAP hat dafür mit SAP PP-PI (Production Planning – Process Industries) ein entsprechendes Modul, welches sich auf die chargenorientierte Prozessfertigung spezialisiert. Es übernimmt im Wesentlichen folgende Kernaufgaben:
- Verwaltung der benötigten Kapazitäten, Produktionsmittel und Personen (Ressourcen)
- Planungsrezepte – Beschreibung der Verfahren, für die im Unternehmen zu fertigenden Materialien mit den dafür nötigen Ressourcen und Einsatzstoffen
- Absatz- und Produktionsgrobplanung
- Kapazitätsplanung
- Prozessaufträge und -koordination
- Prozessdatendokumentation und -auswertung
SAP PP-PI ist sowohl in ECC als auch in S/4HANA integriert. Letzteres wird aufgrund des Wartungsende von ECC ab 2027 der Standard sein und bietet mit der SAP Fiori-Oberfläche eine bessere Benutzererfahrung und generell mehr Power und Tools durch die HANA-Datenbank.
Fazit
Eine fähige Steuerung ist das A und 0 bei jeder Fertigungsart, da jede große Produktion heutzutage ein Höchstmaß an Management benötigt, welches sich nur durch Transparenz und Nachvollziehbarkeit umsetzen lässt. SAP bietet innerhalb der PP-Komponente zahlreiche Tools dafür, die genau bei diesen Herausforderungen ansetzen.
Falls Sie Fragen zum Thema allgemein haben oder mehr Input zu SAP PP, bzw. SAP PP-PI haben möchten, zögern Sie nicht uns zu kontaktieren. Unsere erfahrenen Berater unterstützen Sie bei Ihrem Anliegen in einem kostenlosen Erstgespräch und klären Ihre Fragen.
FAQ
Was ist Prozessfertigung?
Die Prozessfertigung beschreibt die Produktion von Endprodukten, die auf der Vermischung und Vermengung von Inhaltsstoffen, wie z. B. Flüssigkeiten oder Gasen, basieren und ein bestimmtes Volumen erreichen sollen.
Was sind Beispiele für die Prozessfertigung?
Typische Märkte der Prozessfertigung sind vor allem die Lebensmittelindustrie, aber auch Hersteller von Farben und Beschichtungen oder Chemikalien, Kosmetik und Arzneimitteln.
Was sind die wesentlichen Unterschiede zur diskreten Fertigung?
Im Gegensatz zur diskreten Fertigung können Produkte aus der Prozessfertigung nicht mehr in ihre ursprünglichen Einzelteile/stoffe zerlegt werden. Dafür ist die Prozessfertigung wesentlich flexibler und unabhängig vom Bestand skalierbar.