Tim Lutz
24. Mai 2023

Just-in-Time-Produktion

Unternehmen überfüllen ihre Lager aus Angst, dass ihre Bestände nicht für Kundenaufträge ausreichen. Sie wollen so längere Wartezeiten der Kunden verhindern. Jedoch geben sie somit nicht nur größere Materialkosten aus, sondern verlieren auch Platz in ihrem Lager. Zudem verlangt ein großer Bestand mehr Angestellte. Diese Probleme geht die Produktionsstrategie namens Just-In-Time-Produktion (JIT) an.

Bei dieser Strategie werden Materialien erst geliefert, wenn sie tatsächlich für die Produktion gebraucht werden. In diesem Beitrag gehen wir auf die bedarfssynchrone Produktion ein und wägen ihre Vor- und Nachteile ab.

Wie funktioniert JIT?

Die JIT-Produktion hat ihren Ursprung in der Automobilbranche. In den 1950er Jahren erstellte der Automobilhersteller Toyota zwei Konzepte, die für weniger Verschwendung sorgen sollten. Eines dieser Konzepte war die Just-In-Time-Produktion. Für den Hersteller stellten die Überproduktion und Vorratshaltung die zentralen Verschwendungsprobleme dar. Diese ging Toyota so an, dass sie ihre Prozesse „schlanker“ gestalteten. Jeder Prozess stellte lediglich das her, was für den nächsten Prozess gebraucht wurde.

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In der Just-In-Time-Produktion wird das Fließprinzip auf die Beschaffungsplanung übertragen. Alle Materialien befinden sich also in einem ständigen Fluss. Dies kann nur eine gute Transportplanung ermöglichen. Die Planung versucht, Kosten so gering wie möglich zu halten, indem die Materialien dann geliefert werden, wenn das Unternehmen sie benötigt. Die Lieferung wird zeitlich auf den Punkt genau berechnet, sodass den Monteuren im Idealfall die Produkte direkt an das Montageband geliefert werden.

Materialien sind nun nicht mehr im Lager zu finden. Unternehmen benötigen somit eine kleinere Lagermenge und weniger Arbeitskräfte. Im Lager befindet sich lediglich das Material, das für die jetzige Produktion benötigt wird. Für die JIT-Produktion muss daher der Bestand zu jeder Zeit richtig und einsehbar sein.

Just-in-Time im Einsatz: Ein Beispiel

Ein Automobilhersteller verwendet JIT in der Produktion. Es sollen in 2 Autos Sitze eingebaut werden. Die Sitze von Auto 1 sollen schwarze Ledersitze sein und für Auto 2 wurden graue Stoffsitze bestellt. Laut Produktionsplan (Stichwort SAP PP) bauen Monteure die Sitze um 13 Uhr ein und da Auto 1 zuerst dran ist, bringt der Lieferant zunächst die schwarzen Ledersitze. Da Uhrzeit, Reihenfolge und Menge genau festgelegt sind, passt sich der Lieferant diesen an.

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So profitieren Sie von Just-in-Time-Produktion

Ob Dell, Harley-Davidson oder McDonald’s: Die unterschiedlichsten Unternehmen nutzen das Konzept in ihren Produktionsabläufen. Die bedarfssynchrone Produktion gestaltet den Materialfluss so, dass er zeitlich auf den Produktionsprozess abgestimmt ist. Somit profitieren alle Beteiligten von geringeren Kosten. Hersteller verschicken Materialien erst dann, wenn Kunden ihre Bestellung aufgeben. Somit sparen Unternehmen sich Lagerungskosten ein und müssen im Vorfeld kein Kapital binden.

Vorteile

Bei einer Just-In-Time-Produktion profitiert Ihr Unternehmen von einer Kostenersparnis in mehreren Bereichen. Die ersten Kosten sparen Sie im Lager ein (vgl. unsere Expertise zu SAP EWM). Ihre Bestände sind nicht überfüllt und Sie haben somit keine ungebrauchten Materialien (SAP Material Management). Zudem sparen Sie auch Lagerplatz ein. Ein geringer Lagerbestand bringt den Vorteil, dass Sie schneller auf sich verändernde Marktbedürfnisse eingehen können. Außerdem benötigt ein kleinerer Bestand weniger Arbeitskräfte. Die Produktionsserien sind kurz, weswegen Hersteller schnell von einem Produkt auf ein anderes umsteigen können. So können Sie schneller auf individuelle Kundenwünsche reagieren.

Just-in-Time-Produktion erfordert Produktionsplanung, Materialbedarfsplanung und reduziert Lagerhaltungskosten.

JIT bietet Ihnen einen Vorteil gegenüber Ihrer Konkurrenz: Der Markt bietet immer mehr ähnliche Produkte, weswegen sich einzelne Unternehmen immer weniger über den Preis oder die Qualität abgrenzen können. Da ist der interne Wertschöpfungsprozess entscheidend. Zudem gestaltet sich die Produktivität effizienter und effektiver, da Ihre Mitarbeiter sich auf das Wichtigste konzentrieren und Schritt für Schritt arbeiten.

Nachteile

Obwohl JIT viele Vorteile mit sich bringt, hat es auch Schwachpunkte. Das Konzept braucht durch seine Komplexität eine lange Implementierungszeit. Somit können Sie eine JIT-Produktion nicht „einfach so“ in Ihr Unternehmen einbinden und müssen den gesamten Einführungsprozess durchdacht planen.

Da Lieferanten auf Bedarf liefern, muss die Kommunikation zwischen Ihnen und dem Lieferanten lückenlos und fehlerfrei sein. Beide Parteien müssen untereinander Protokolle über den aktuellen Produktionsstand austauschen. Zudem verlangt eine JIT-Produktion dem Unternehmen eine hohe Abhängigkeit des Zulieferers ab. Denn wenn dieser nicht zeitlich die benötigten Materialien verschickt, verlängern sich alle darauffolgenden Prozesse. Der Worst-Case wäre, dass die Produktion wegen fehlender Bauteile stillsteht. Dabei können Umwelteinflüsse die Lieferung beeinflussen. Und da Fehlproduktionen immer mal vorkommen können, gefährden auch diese eine reibungslose Produktion.

Die Just-In-Time-Produktion kann also nur funktionieren, wenn alle Beteiligten gemeinsam an einem Strang ziehen und in ständiger Absprache miteinander stehen. Erst dann können Sie eine Kostenersparnis erwarten und Verschwendung in Ihrem Unternehmen reduzieren.

SAP: JIT-Produktionen durchführen

Um Ihre JIT-Produktion zu unterstützen, hilft SAP Ihnen beispielsweise mit den Modulen SAP MM oder SAP PP. Dadurch gestalten Sie den Produktionsfluss anhand bedarfsgerechter Materialbedarfsplanung in Ihrem Unternehmens wirtschaftlicher. Sie achten lediglich darauf, dass benötigte Materialien geliefert werden. Dabei planen Sie auch die richtige Stückzahl und den relevanten Zeitpunkt ein.

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Für eine reibungslose Produktion muss ebenfalls der Lieferant in den Prozess mit einbezogen werden. Just-in-Time-Produktion vereinfacht die Kommunikation zwischen Ihnen und Ihrem Lieferanten. Dies setzten Sie mit beispielsweise mit Lieferplänen um. Mit diesen halten Sie fest, welche Materialien Sie zu welcher Zeit und in welcher Anzahl für die Produktion benötigen. Zur Reihenfolge des Produktionsablaufs werden Lieferabrufe verwendet, die auf den Lieferplänen bauen. Der Lieferant erhält diese Abrufe und verschickt dann die Materialien. Der Wareneingang wird erst dann gebucht, wenn die Ware eingebaut ist.

Fazit

Just-in-Time-Produktion (JIT) ist eine effiziente Strategie, um Überproduktion und Lagerbestände zu reduzieren. Unternehmen liefern Materialien erst dann, wenn sie diese für die Produktion benötigen. Dies führt zu Kosteneinsparungen, da sie Lagerplatz und Materialkosten reduzieren.

JIT ermöglicht eine flexiblere Reaktion auf Marktbedürfnisse und eine höhere Produktivität. Die Implementierung erfordert eine sorgfältige Planung und enge Zusammenarbeit mit Lieferanten, um eine reibungslose Kommunikation sicherzustellen. Es besteht eine Abhängigkeit von Lieferanten und Störungen in der Lieferkette können zu Produktionsausfällen führen.

Trotz der Herausforderungen bietet JIT Unternehmen die Möglichkeit, Verschwendungen zu reduzieren und die Wertschöpfungsprozesse zu optimieren. SAP bietet Module wie SAP MM und SAP PP, die Unternehmen bei der Umsetzung von JIT unterstützen können. Der richtige Zeitpunkt für die Implementierung von JIT müssen Unternehmen sorgfältig wählen. Es ist wichtig, die erforderlichen Ressourcen und Partnerschaften bereitzustellen, um eine erfolgreiche Umsetzung zu gewährleisten.

FAQ

Was ist Just-In-Time-Produktion (JIT)?

Die Just-In-Time-Produktion ist eine Produktionsstrategie, bei der Materialien erst geliefert werden, wenn sie tatsächlich für die Produktion benötigt werden. Sie zielt darauf ab, Lagerbestände zu reduzieren und Verschwendung zu vermeiden.

Welche Produkte sind für Just-in-Time geeignet?

Just-in-Time (JIT) ist eine Produktionsmethode, die besonders für wichtige Güter (Klasse A) geeignet ist. Bauteile der Klasse B müssen Sie einzeln überprüfen und entweder der Klasse A oder C zuordnen. Klasse C ist nicht für Just-in-Time geeignet.

Der richtige Zeitpunkt für Ihr Unternehmen

Mit dem Just-In-Time-Prozess sind überfüllte Lagerbestände Geschichte. Ihr Lieferant schickt Ihnen benötigte Materialien nur nach Bedarf. Sparen Sie so Platz in Ihrem Lager sowie Kosten für nicht verwendete Werkstoffe ein und verschwenden Sie kein Material. Mit einer Just-in-Time-Produktion stehen Sie im direkten Kontakt zu Ihrem Lieferanten und planen alle Herstellungsschritte ein. Erzielen Sie somit eine höhere Produktivität und Effizienz in Ihrer Produktion.

Ist es auch in Ihren Unternehmen an der Zeit, eine Just-In-Time-Produktion zu nutzen? Wir von Mindlogistik sind Experten in IT-Dienstleistungen im Bereich SAP Logistik und Vertrieb (Sales and Distribution). Bei Fragen können Sie sich gerne bei uns melden. Wir freuen uns auf Ihren Kontakt.

Tim Lutz

Tim Lutz

Mein Name ist Tim Lutz und ich bin der Bereichsleiter IT für Produktion und Logistik. Ich beschäftige mich schon seit vielen Jahren mit Logistiklösungen im SAP Umfeld.

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