Tim Lutz
26. Juni 2023

Slotting

Wer mit den Bereichen Logistik und Lagermanagement zu tun hat, ist sicherlich schon einmal mit dem Begriff “Slotting” in Berührung gekommen. Slotting beschreibt eine bestimmte Lagerstrategie, bei der die Lagerfläche optimal ausgenutzt werden soll. Mehr dazu erfahren Sie in diesem Beitrag.

Was ist Slotting überhaupt?

Slotting leitet sich vom englischen Wort “slot” (dt. Stellplatz) ab und beschreibt eine Strategie zur bestimmten Platzierung von Produktbeständen, basierend auf verschiedenen Faktoren wie z. B.:

  • Verkaufshäufigkeit: Artikel, die häufiger verkauft werden, werden an leicht zugänglichen Stellen platziert.
  • Größe und Gewicht: Große oder schwere Artikel werden auf einer Höhe platziert, die das Heben und Tragen erleichtert.
  • Verderblichkeit: Verderbliche Artikel werden in Bereichen mit der richtigen Temperatur und Feuchtigkeit gelagert.
  • Kompatibilität: Einige Artikel dürfen nicht zusammen gelagert werden, zum Beispiel Lebensmittel und Chemikalien.

Die Produkte werden also in einem Lager oder Vertriebszentrum strategisch klug platziert, um letztendlich für eine höhere Effizienz und Genauigkeit bei Auswahl und Versand zu sorgen.

Wie funktioniert Slotting?

Im Grunde geht es also darum, Platz, Artikelordnung und Wahl von Produkten, Materialien etc. zu optimieren. Da Slotting ein Prozess ist, benötigt es eine Reihe von Schritten und Vorarbeit. Eine Umsetzung könnten z. B. grob so aussehen:

Analyse der Produkte

Zuerst müssen die Eigenschaften jedes Artikels analysiert werden. Dies kann Größe, Gewicht, Verkaufsfrequenz und spezielle Lagerungsanforderungen (z. B. temperaturgesteuerte Lagerung für verderbliche Waren) umfassen.

Analyse des Lagers

Die Eigenschaften des Lagers selbst müssen ebenfalls analysiert werden. Hier sind v. a. Größe und Anordnung der Regale, die verfügbaren Lagerbereiche, die Arbeitsabläufe und die Kapazität des Lagers wichtig.

Entwicklung einer Slotting-Strategie

Basierend auf den Analysen der Produkte und des Lagers wird nun eine Slotting-Strategie entwickelt. Diese Strategie legt fest, wo jeder Artikel gelagert werden soll, um die Effizienz zu maximieren.

Implementierung der Slotting-Strategie

Die Strategie wird umgesetzt, indem die Artikel entsprechend in das Lager eingestellt werden.

Überwachung und Anpassung

Nach der Umsetzung wird die Effektivität der Strategie überwacht. Das kann durch die Überwachung von Leistungskennzahlen erfolgen, wie z. B. die Zeit für das Picken und Packen von Aufträgen, die Genauigkeit des Bestands und die Zufriedenheit der Kunden. Basierend auf dieser Überwachung kann die Strategie angepasst werden, um die Effizienz weiter zu verbessern.

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Welche Vorteile bietet Slotting?

Das Hauptziel bei der Lagerorganisation ist stets das Erreichen möglichst geringer Verwaltungskosten. Realisierbar ist das durch strategisch günstige und optimierte Picking-Standorte. Produkte, die näher am Auslagerungsbereich dran sind, müssen folglich weniger bewegt werden und kosten weniger Zeit. Welche Produkte das sein sollten, haben wir ja eben bereits erklärt.

Ist eine Strategie aufgesetzt und implementiert, profitieren Sie in der Regel von folgenden Benefits:

  • Effizienzsteigerung: Durch die strategische Platzierung der Artikel an den am besten geeigneten Stellen kann die Effizienz des Lagers verbessert werden. Mitarbeiter können Artikel schneller und mit weniger Bewegung abholen, was die Zeit für das Picken und Packen von Aufträgen reduziert.
  • Erhöhte Bestandsgenauigkeit: Eine gut durchdachte Slotting-Strategie kann dazu beitragen, die Genauigkeit der Bestandsführung zu verbessern. Wenn Artikel immer an den gleichen, sorgfältig gewählten Orten gelagert werden, ist es weniger wahrscheinlich, dass sie verloren gehen oder falsch gezählt werden.
  • Verbesserte Arbeitsbedingungen: Indem schwere oder sperrige Artikel auf einer geeigneten Höhe gelagert werden, kann das Risiko von Arbeitsunfällen verringert werden. Dies kann auch dazu beitragen, die Arbeitsbelastung der Mitarbeiter auszugleichen.
  • Bessere Nutzung des verfügbaren Raums: Slotting kann dazu beitragen, den verfügbaren Lagerplatz optimal zu nutzen. Indem Artikel nach Größe und Form strategisch platziert werden, kann der Platzbedarf minimiert und die Lagerkapazität maximiert werden.
  • Anpassungsfähigkeit: Mit einer guten Slotting-Strategie kann das Lager flexibel auf Veränderungen reagieren, sei es eine Veränderung der Nachfrage, der Produktpalette oder der Lagerkapazität.
  • Reduzierung der Verderblichkeit: Verderbliche oder empfindliche Artikel können durch richtiges Slotting besser gelagert werden, was dazu beiträgt, Abfall und Verlust zu minimieren.

Alternative Lagerstrategien

Neben dem Slotting gibt es natürlich noch zahlreiche weitere Lagerstrategien, wie z. B.:

  • First In, First Out (FIFO): Artikel, die zuerst in das Lager kommen, sollen auch zuerst wieder herauskommen. Das ist besonders wichtig für verderbliche Waren oder Artikel mit einem Ablaufdatum.
  • Last In, First Out (LIFO): Produkte, die zuletzt in das Lager kommen, werden zuerst herausgenommen. Das ist aber meist nur in bestimmten Branchen oder für bestimmte Arten von Waren sinnvoll.
  • Cross-Docking: Eingehende Waren werden direkt an den Ausgangspunkt verschoben, ohne dass sie eingelagert werden müssen. So können Lagerkosten reduziert und Durchlaufzeiten verkürzt werden.
  • Dropshipping: Produkte werden direkt vom Lieferanten zum Kunden versandt, ohne dass sie in das eigene Lager aufgenommen werden.
  • Just-In-Time (JIT): Die Ware wird genau dann bestellt und geliefert, wenn sie benötigt wird. Das kann dazu beitragen, die Lagerkosten zu minimieren und den Bestand auf dem neuesten Stand zu halten.
  • Konsignationslagerung: Artikel bleiben im Besitz des Lieferanten, bis sie vom Kunden gekauft werden. Dies kann das Risiko von Bestandsverlusten für den Einzelhändler oder Distributor reduzieren.

Jede dieser Strategien bietet spezifische Vor- und Nachteile und ist für bestimmte Waren oder Geschäftsmodelle geeignet. Es besteht jedoch auch die Möglichkeit, mehrere Strategien gleichzeitig anzuwenden, um die Effizienz und Genauigkeit der Lager- und Distributionsprozesse optimal zu steigern.

Zum Beispiel könnten Unternehmen Slotting verwenden, um die Platzierung ihrer Artikel zu optimieren, während sie gleichzeitig eine FIFO-Strategie verwenden, um sicherzustellen, dass verderbliche Waren rechtzeitig aus dem Lager genommen werden.

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Slotting in SAP EWM

Auch in SAP EWM kann man eine Slotting-Funktion konfigurieren, um Lagerfläche optimal auszunutzen. Zu erwähnen ist aber, dass dies aber auch nur in SAP EWM und nicht in WM möglich ist. Die Lagerplatzoptimierung richtet sich in EWM nach den jeweiligen physischen Lageranforderungen der Produkte und stellt letztendlich sicher, dass Lagerarbeiter bei Bedarf gelagerte Ware kommissionieren können.

Für die Einrichtung und Ausführung des SAP EWM Slotting-Prozesses sind 4 Schritte nötig:

Konfiguration

Um die Konfiguration durchzuführen, müssen relevante Parameter für die Lager-Produktgruppe ausgewählt werden. Diese Parameter werden vom SAP EWM beim Slotting-Prozess berücksichtigt. Die Parameter können beispielsweise die Höhe, Länge oder Breite eines Produkts sein, die das System bei der Lagerung berücksichtigen soll.

Darüber hinaus kann die Lager-Produktgruppe auch spezifische Anforderungen an den physischen Zustand umfassen, wie zum Beispiel eine staubfreie Umgebung oder eine bestimmte Lagertemperatur. Es können bis zu zehn Parameter für den Slotting-Prozess ausgewählt werden. Sobald diese Konfigurationseinstellungen für den SAP EWM Slotting-Prozess festgelegt sind, werden sie dem entsprechenden Lager zugeordnet.

Stammdaten

In diesem Schritt werden die konfigurierten Lager-Produktgruppen, die im vorherigen Schritt erstellt wurden, den entsprechenden Produktstämmen zugeordnet. Zusätzlich müssen weitere Daten wie der Lagerbedarf und Verpackungsdaten eines Produkts gepflegt werden.

Darüber hinaus werden in diesem Schritt auch Bedarfsprognosedaten verwaltet. Diese Daten dienen dazu, dass das System entscheiden kann, ob der Lagerumschlag schnell genug erfolgt, um das Produkt effizient und zeitnah aus dem Lagerplatz zu entnehmen.

Geschäftsprozesse

Nachdem die Einstiegsparameter auf dem Selektionsbildschirm definiert wurden, wird das eigentliche Slotting durchgeführt, indem die Transaktion /N/SCWM/SLOT verwendet wird. Eine Arbeitsliste wird generiert, die die zu verschiebenden Produkte enthält.

Es besteht zudem die Möglichkeit, den Slotting-Prozess vorab zu simulieren. Die Simulation liefert Ergebnisse, die auf fehlende oder unvollständige Stammdaten hinweisen, die verhindern würden, dass das Produkt während des eigentlichen Slotting-Prozesses verschoben werden kann.

Reporting und Überwachung

Durch die Nutzung der Transaktion /N/SCWM/MON erhält der Lagerist Zugriff auf das SAP-EWM-Dashboard, das ihm ermöglicht, alle Aspekte des Lagerbetriebs zu überprüfen und zu überwachen. Das Dashboard bietet zudem die Möglichkeit, benutzerdefinierte Benachrichtigungen einzurichten, um sicherzustellen, dass rechtzeitig und korrektive Maßnahmen ergriffen werden, wenn eine bestimmte Situation ein Eingreifen erfordert.

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Fazit

Es gibt also eine Vielzahl an Lagerstrategien und welche letztendlich die geeignetste ist, muss jedes Unternehmen nach ausführlicher Analyse selbst herausfinden. Es gibt also nicht DIE eine Strategie.

Die Verwendung von Slotting ist besonders vorteilhaft in großen Lagern oder Vertriebszentren, in denen eine breite Palette von Artikeln gelagert wird. Durch die gezielte Anordnung der Artikel können die Effizienz beim Kommissionieren und Verpacken gesteigert, die Genauigkeit des Lagerbestands verbessert und der verfügbare Raum optimal ausgenutzt werden.

Allerdings können in unterschiedlichen Situationen auch andere Strategien besser geeignet sein. Zum Beispiel ist die Just-in-Time-Strategie für Unternehmen geeignet, die ihre Lagerkosten minimieren und ihren Bestand stets aktuell halten möchten. Cross-Docking kann nützlich sein, wenn Unternehmen eine schnelle Durchlaufzeit anstreben und ihre Lagerkapazität minimieren wollen. Und FIFO (First In, First Out) kann für Unternehmen, die verderbliche Waren oder Artikel mit einem Ablaufdatum lagern, unverzichtbar sein.

Falls Sie noch weitere Fragen zu den Themen Lagermanagement und Lagerstrategien haben, kontaktieren Sie uns gerne für ein kostenloses Beratungsgespräch.

FAQ

Was ist Slotting?

Slotting kommt vom englischen Wort “slot” (dt. Stellplatz) und beschreibt eine Strategie zur bestimmten Platzierung von Produktbeständen, um eine optimale Ausnutzung der Lagerfläche zu erreichen.

Wie funktioniert Slotting?

Eine Implementierung von Slotting basiert auf einer zuvor genauestens durchgeführten Analyse der eigenen Produkte und der Eigenschaften des Lagers. Daraufhin wird eine dementsprechende Strategie entwickelt, umgesetzt und fortan überwacht und ggf. regelmäßig optimiert.

Was sind die Vorteile von Slotting?

Ist Slotting auf Ihr Lager angepasst, profitieren Sie vor allem von einer erhöhten Effizienz, Flexibilität, Bestandsgenauigkeit und Arbeitssicherheit. Bei verderblichen Artikeln werden Abfall und somit Verlust verhindert und das Lager wird generell optimal genutzt, wodurch der Platzbedarf minimiert und die Lagerkapazität maximiert werden kann.

Tim Lutz

Tim Lutz

Mein Name ist Tim Lutz und ich bin der Bereichsleiter IT für Produktion und Logistik. Ich beschäftige mich schon seit vielen Jahren mit Logistiklösungen im SAP Umfeld.

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