Tim Lutz
6. Juni 2023

Shopfloor Management

Unter dem Shopfloor Management (kurz auch SFM genannt) versteht man eine Methode zur effizienten Leitung und Steuerung der Produktion, bei der die Führungskräfte direkt am Ort der Wertschöpfung bzw. Produktion tätig sind. Dies kann man dem Namen bereits entnehmen, da „Shopfloor“ im Deutschen so viel wie „Werkstatt“ oder „Fertigungsbereich“ bedeutet und der Begriff „Management“ alle Leistungs- und Führungsaufgaben zur Leistungserstellung umfasst. Daher wird hier auch häufig vom „Führen am Ort der Wertschöpfung” gesprochen.

Der Ursprung: Lean Management

Das Shopfloor Management hat seinen Ursprung im Lean Management. Auch wenn der Name zuerst darauf hindeutet, dass dies eine weitere Methode zur Leitung eines Unternehmens ist, darf man sich davon nicht beirren lassen. Es handelt sich nämlich um eine Unternehmensphilosophie, die auf die Prinzipien der kontinuierlichen Prozessoptimierung, der Kundenorientierung und der Kostenoptimierung basiert.

Einfach ausgedrückt: Beim Lean Management ist der Kunde im Zentrum des gesamten Unternehmensgeschehens. Alle Prozesse werden darauf abgestimmt, dass die Erwartungen des Kunden zu 100 % getroffen werden. Dabei spielt das Wort „Lean“ aus dem Namen dieser Unternehmensphilosophie eine zentrale Rolle, was im Deutschen „schlank“ bedeutet. Es sollen also alle Ressourcen bei der Erfüllung der Kundenerwartung so effizient wie möglich eingesetzt werden, sodass eine Verschwendung an Materialien, Zeit und Geld vermieden wird.

Das Shopfloor Management hat sich aus diesen Prinzipien mit ähnlichen Zielvorgaben und weiteren Komponenten entwickelt, die im Folgenden näher erläutert werden.

Ziele des Shopfloor Managements

Das Ziel dieser Art von Management ist es, die Prozesse in der Produktion und anderen Bereichen kontinuierlich zu verbessern und effizienter zu gestalten, was mithilfe der besseren Kommunikation zwischen der Führung und den Mitarbeitern erreicht werden soll. Die Führung übernimmt hier sowohl die Rolle des Managements als auch des Coachings, da sie den Mitarbeitern beibringt, wie sie die kontinuierliche Verbesserung in ihren Arbeitsalltag integrieren und auch selbst steuern können.

Ein Überblick über die Ziele des Shopfloor Managements:

  • Bessere Erfüllung von Kundenbedürfnissen
  • Effizienteres Erreichen der Unternehmensziele
  • Effizienzsteigerung des gesamten Unternehmens
  • Schnellere, innovativere und produktivere Prozesse innerhalb des Unternehmens
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Unterteilungen im Shopfloor Management

Wie bei allen Formen des Managements hat man auch beim Shopfloor Management nach geraumer Zeit erkannt, dass es in den administrativen Bereichen ein großes Verbesserungspotenzial gibt.
Daher wird nun in den administrativen Bereichen zwischen den Prozessen unterschieden, die hauptsächlich aus repetitiven Tätigkeiten bestehen – dem Officefloor Management – und den Projekttätigkeiten – dem Engineeringfloor Management. Diese beiden Teilbereiche können auch unter dem Begriff „Visuelles Management“ zusammengefasst werden.

Bestandteile des Shopfloor Managements

Die Grundlage des SFM ist der kontinuierliche Verbesserungsprozess (auch KVP genannt), worauf die folgenden 4 Hauptelemente aufbauen:

  • Führungsprinzip nach dem Lean-Ansatz
  • Reibungslose Kommunikation zwischen der Führung und den Mitarbeitern
  • Visualisierung durch Kennzahlen
  • Strukturierte Problemlösung

Kontinuierlicher Verbesserungsprozess

Ein Begriff fasst sehr gut zusammen, worum es bei diesem KVP geht: KAIZEN.

Dieser Begriff kommt aus dem Japanischen und lässt sich wie folgt übersetzen: „kai“ = ändern, „zen“ = das Gute. Es bedeutet also so viel wie die Veränderung zum Besseren und weist auf eine positive Fehlerkultur hin, bei denen Fehler als eine Möglichkeit zur Verbesserung angesehen werden, statt als etwas, was bestraft werden muss.

Mit der Umsetzung dieses Prinzips soll erreicht werden, dass das Unternehmen eine stetig lernende Organisation mit kontinuierlichem Training und Lernprozessen sowohl für die Führungskräfte als auch die Mitarbeiter ist. Das Erlernte soll direkt angewendet und die Ergebnisse mit höchster Transparenz gegenüber den Mitarbeitern ermessen werden.

Darin liegt auch der wesentliche Unterschied zwischen KAIZEN, welches eher prozessorientiert ist, und der westlichen Managementform, die eher innovations- und ergebnisorientiert ist.

Führung

Das Führungsprinzip des Shopfloor Managements ist aus dem Lean-Ansatz übernommen, der drei Anforderungen an die Führung stellt:

  • Hansei,
  • Genchi Gembutsu & Gemba,
  • Hoshin Kanri

Hansei

Hier steht die positive Fehlerkultur im Mittelpunkt. Das bedeutet, dass Fehler als etwas Gutes angesehen werden sollen – als eine Möglichkeit zur stetigen Verbesserung und Weiterentwicklung. Der Anspruch hierbei liegt darin, dass die Führungskräfte unbedingt Selbstreflexion betreiben müssen und von Schuldzuweisungen Abstand nehmen sollen.

Genchi Gembutsu & Gemba

Diese Begriffe beschreiben das Grundprinzip des Shopfloor Managements, dass sich die Führungskräfte vermehrt am Ort des Geschehens, also bei der Produktionsstätte aufhalten sollen, was auch oft als „Gemba Walk“ bezeichnet wird. Sie sollen hierbei eher als Coach und Mentor mit den Mitarbeitern interagieren, statt nur als autoritäre Führung zu handeln.
Dadurch soll die Kommunikation zwischen der Führung und den Mitarbeitern gefördert werden, sodass Führungskräfte Informationen direkt aus erster Hand erhalten und ein besseres Verständnis für die Ursachen von Problemen entwickelt werden kann. Das soll zu einer leichteren Lösung von Problemen beitragen.

Hoshin Kanri

Dies ist die Anforderung an die Führungskräfte, dass sie sowohl die langfristigen Ziele eines Unternehmens als auch dessen kurz- und mittelfristigen Ziele auf alle einzelnen Bereiche und Teams im Unternehmen herunterbrechen. Somit wird eine höhere Transparenz und eine strukturierte Umsetzung ermöglicht, sodass Ziele effizienter erreicht werden können. Es wird auch als Ziel-Management-System bezeichnet.

Dieses Prinzip besteht aus drei zentralen Elementen:

  • Daily Management,
  • Crossfunctional Management
  • und Hoshin-Management.
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Kommunikation

Damit das SFM reibungslos ablaufen kann, ist eine gute Kommunikation zwischen den Führungskräften und Mitarbeitern ein Muss. Dadurch können sowohl Missverständnisse vermieden werden als auch Informationen aus erster Hand gewonnen werden, sodass Entscheidungen präziser und genauer getroffen und an die Situation vor Ort angepasst werden können.

Ein wichtiges Element der Kommunikation ist auch hier, dass die Führungskräfte keine autoritäre Position im Unternehmen einnehmen, sondern als Coach und Mentor mit den Mitarbeitern interagieren und sie mittels sokratischer Fragestellungen zu leiten und zum Nachdenken anregen. Dadurch kann eine positivere Arbeitskultur und der Zusammenhalt im Unternehmen gefördert werden, da Mitarbeiter auch ein positives Erfolgsgefühl bekommen, wenn sie eine Lösung für ein Problem finden konnten.

Visualisierung

Für eine erfolgreiche Visualisierung sind Kennzahlen unabdingbar, wobei die Anzahl der visualisierten Kennzahlen aufs Nötigste beschränkt werden muss. Sie haben nämlich die Aufgabe, die Mitarbeiter zu informieren und zu steuern, weshalb ein Überfluss an Kennzahlen schnell zu Verwirrung und Missverständnissen führen kann und somit die Effizienz des Unternehmens eher beeinträchtigt statt fördert.

Anhand dieser Visualisierung durch Kennzahlen sollte jeder beteiligte Mitarbeiter die folgenden Fragen beantworten können:

  • Wie hoch ist die Abweichung des SOLL-Zustands vom IST-Zustand?
  • Was ist der Auftrag und was sind die Ziele des Teams?
  • Welche Kennzahlen werden für die Messung genutzt?
  • Welche Prozesse laufen ab?
  • Welche Probleme gibt es?
  • Sind bereits Maßnahmen geplant?

Erhebung von Kennzahlen

Um eine übersichtliche Visualisierung von Kennzahlen zu ermöglichen, wird bei der Erhebung das SMART-Prinzip verfolgt. Dieses besagt, dass die gewählten Kennzahlen die folgenden Kriterien erfüllen müssen:

  • S = specific, d. h. dass die Kennzahlen spezifisch und eindeutig gewählt werden müssen.
  • M = measurable, d. h. die Kennzahlen müssen messbar sein.
  • A = accepted, d. h. die Kennzahlen müssen von allen Mitarbeitern akzeptiert werden.
  • R = realistic, d. h. die Ziel-/Grenzwerte müssen realistisch gewählt werden.
  • T = timely, d. h. jedes Ziel muss mit einer realistischen Vorgabe zur Umsetzung gegeben werden.

Zudem können die Kennzahlen auch in unterschiedliche Bereiche gegliedert werden, wie zum Beispiel:

  • Sicherheit und Standard
  • Qualität
  • Kosten
  • Termine
  • Personen

Strukturierte und nachhaltige Problemlösung

Um eine strukturierte Problemlösung sicherstellen zu können, unterliegt dieser Prozess dem PDCA-Zyklus von W. E. Deming. Dieser Zyklus enthält 4 stets wiederkehrende Schritte, die die Basis für einen nie endenden Verbesserungsprozess bilden:

  1. Planungsphase
  2. Testen der geänderten Lösung
  3. Überprüfung
  4. Auswertung und Handlung

Nach diesem letzten vierten Schritt werden die gesammelten Daten aus der Auswertung wieder in die Planungsphase übernommen, sodass der Prozess erneut verbessert werden kann und somit ein kontinuierlicher Zyklus bzw. KVP ermöglicht wird. Durch diese systematische Vorgehensweise kann eine nachhaltige und strukturierte Problemlösung erreicht werden.

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Vorteile des Shopfloor Managements für Unternehmen

Das Shopfloor Management hat sich in verschiedensten Unternehmen durchsetzen können, da es viele Vorteile mit sich bringt, wie zum Beispiel:

  • Eine bessere Arbeitskultur und positiveres Arbeitsklima unter den Mitarbeitern und Führungskräften
  • Probleme werden nachhaltig und strukturiert gelöst
  • Eine schnellere Reaktionsmöglichkeit auf Probleme dank verbesserter Kommunikation
  • Effizientere Planung und Kontrolle sowie Einsetzung von Ressourcen
  • Mehr Transparenz im Unternehmen
  • Ein größeres Gemeinschaftsgefühl eingehend mit einer höheren Selbstdisziplin in den Teams

Herausforderungen

Das Shopfloor Management bringt zwar viele deutliche Vorteile mit sich, jedoch sind damit auch einige Hürden verbunden.

Zum Beispiel ist das Shopfloor Management nur möglich, wenn die Führungskräfte und Mitarbeiter optimal zusammenarbeiten und kommunizieren. Ohne dieses Element ist eine strukturierte Problemlösung kaum möglich.

Zudem hängt eine erfolgreiche Umsetzung des SFM deutlich von den Führungskräften ab, welche charismatisch und durchsetzungsstark, aber gleichzeitig auch nicht zu autoritär handeln sollten. Nur so können Mitarbeiter effektiv gecoacht, in die richtige Richtung geleitet und unterstützt und ein Informationsfluss zwischen den Mitarbeitern und der Führung gefördert werden.

Fazit

Das Shopfloor Management manifestiert also eine fortschrittliche Art der Unternehmensführung in sich, bei der die Barriere zwischen der Führung und den Mitarbeitenden aufgehoben und ein besserer Fluss an Informationen gefördert wird. Dies führt im Idealfall zu reibungslosen Prozessen – nicht nur in der Erfüllung der Kundenerwartungen, sondern auch bei der effizienten Gestaltung der Produktion und der schnellen Lösung von Problemen. Da der Erfolg dieser Form des Managements jedoch stark von dem Charakter der Führung abhängig ist, bringt die Umsetzung einige Herausforderungen mit sich, denen sich vor allem die Führungskräfte stellen müssen.

FAQ

Was bringt das Shopfloor Management?

Die Ziele des Shopfloor Managements sind die kontinuierliche Verbesserung und Effizienzsteigerung der Produktionsprozesse. Dabei steht die bessere Kommunikation zwischen Führungskräften und Mitarbeitern im Vordergrund.

Was sind Shopfloor Mitarbeiter?

Arbeiter im Bereich des Shopfloors sind mit der Fertigung von Leistungen bzw. Produkten beschäftigt. Zum Shopfloor Management gehören Aufgaben zur Leitung bzw. Steuerung dieser Prozesse.

Was versteht man unter Shopfloor Management?

Das Shopfloor Management ist eine Methode zur effizienten Leitung und Steuerung der Produktion. Dabei sind die Führungskräfte direkt vor Ort in der Werkstatt oder im Fertigungsbereich aktiv, um den Produktionsprozess zu überwachen und zu verbessern.

Was sind die Bestandteile des Shopfloor Managements?

Die Bestandteile des Shopfloor Managements sind der kontinuierliche Verbesserungsprozess (KVP), das Führungsprinzip nach dem Lean-Ansatz, die reibungslose Kommunikation, die Visualisierung durch Kennzahlen und die strukturierte Problemlösung.

Wenn Sie weitere Fragen zum Shopfloor Management haben, dann nehmen Sie gerne zu uns Kontakt auf.

Tim Lutz

Tim Lutz

Mein Name ist Tim Lutz und ich bin der Bereichsleiter IT für Produktion und Logistik. Ich beschäftige mich schon seit vielen Jahren mit Logistiklösungen im SAP Umfeld.

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