Lagerlogistik
Inhaltsverzeichnis
Lagerlogistik im Überblick
Die Lagerlogistik plant, steuert, überwacht und optimiert alle Prozesse eines Unternehmens, die mit der Lagerung und dem internen Transport eigener und fremder Waren zusammenhängen. Prozesse dieser Art beginnen beim Wareneingang und enden beim Warenausgang. Anzutreffen sind sie in mehreren Branchen, allen voran in der Industrie und im Handel.
Bereits seit Jahrzehnten setzen Unternehmen im Bereich der Lagerlogistik spezifische Software wie Lagerverwaltungssysteme, Warenwirtschaftssysteme oder ERP-Systeme ein, mit denen die Prozesse unterstützt werden. Lösungen dieser Art ermöglichen es auch, den aktuellen Status, Lagerort und Bestand bestimmter Waren jederzeit abrufen zu können. Dies beschleunigt das Auffinden benötigter Artikel und sorgt für einen schnellen Warenausgang.
Weiterhin sorgt die Lagerlogistik für einen möglichst einfachen, effizienten Umgang mit Gütern. Hierfür stellt sie verschiedene Lagerarten bereit, die optimal zu den jeweiligen Materialien, Funktionen und Prozessschritten passen.
Ziele
Das Ziel der Lagerlogistik besteht darin, die Lagerung und den Materialfluss im Lager möglichst schnell, effizient, fehlerfrei und ergonomisch zu gestalten. Gleichzeitig sollen die Betriebskosten möglichst niedrig gehalten werden. Daraus lassen sich folgende Teilziele ableiten:
- Optimale Nutzung vorhandener Lagerkapazitäten sicherstellen
- Effiziente Organisation der Mitarbeiter gewährleisten
- Zielgerichteter Einsatz von Handhabungsgeräten und Transportsystemen
- Gewährleistung eines sofortigen Zugangs zu benötigten Waren
- Installation von Sicherheitsmechanismen, um die Unversehrtheit der Güter zu garantieren
Operative Aufgaben
Die operativen Aufgaben der Lagerlogistik beginnen beim Wareneingang. Hier werden angelieferte Materialien entgegengenommen sowie auf Verwendbarkeit und Mängel überprüft. Im Anschluss erfolgt die Weitergabe der Güter an ihre vorgesehene Position im Lager, wobei unterschiedliche Fördermittel und Transportsysteme zum Einsatz kommen.
Für die Einlagerung kommen verschiedene Lagermittel in Betracht. Diese können statisch oder dynamisch sein. Ein statisches Lagermittel ist beispielsweise die Bodenlagerung, denn in diesem Fall bleibt das Material von der Einlagerung bis zur Auslagerung an nur einem Ort. Als dynamisch gilt hingegen die Lagerung auf Fördermitteln. Die Regallagerung kann sowohl statisch als auch dynamisch sein.
Eine wesentliche Herausforderung in der operativen Lagerlogistik ist die Koordination, denn zahlreiche Schritte laufen parallel zueinander ab. So müssen Wareneingang, Einlagerung, innerbetrieblicher Transport, Kommissionierung und Auslagerung gleichzeitig geplant, gesteuert, überwacht und vor allen Dingen synchronisiert werden. Dies erfordert leistungsstarke Systeme, die Veränderungen in Echtzeit berücksichtigen.
Strategische Aufgaben
Um eine effiziente Entwicklung der Lagerlogistik sicherzustellen, müssen sich Logistikmanager um die Optimierung aller Teilbereiche kümmern. Im Einzelnen sind dies die folgenden:
- Lagerlayout
- Materialmanagement (Lagersysteme und Handhabungsgeräte)
- Auftragsvorbereitung und Kommissionierung
- Bestandsmanagement
- Sicherheit
Im Folgenden werden diese Betätigungsfelder näher betrachtet.
Lagerlayout
Die Basis für eine optimale Lagerlogistik ist das Lagerlayout. Die Gestaltungsstrategie hängt davon ab, ob es um ein neu zu errichtendes Lager geht oder ob ein bestehendes Lager verändert werden soll. Im Einzelnen richtet sich das Lagerdesign nach folgenden Faktoren:
- Zu lagernde Produkte: Volumen und Eigenschaften (z. B. spezielle Temperaturanforderungen)
- Umschlagshäufigkeit der einzelnen Materialien
- Materialfluss im Unternehmen (Zusammenhänge mit der Produktion)
- Verfügbarer Lagerplatz, standortspezifische Einschränkungen
- Art der eingesetzten Software
- Bei Anpassung eines bestehenden Layouts: Berücksichtigung vorhandener Lagersysteme und Handhabungsgeräte
Im Vorfeld der Gestaltung eines Lagerlayouts sollten stets die spezifischen Anforderungen des Unternehmens umfassend analysiert werden. Zudem sollte das Layout langfristig geplant werden, um ein weiteres Wachstum des Lagers zu ermöglichen.
Materialmanagement (Lagersysteme und Handhabungsgeräte)
Das Materialmanagement spielt eine zentrale Rolle in der Lagerlogistik. Es ist für alle Prozesse zuständig, die sich mit der Vorbereitung, Lokalisierung, Lagerung und dem innerbetrieblichen Transport von Produkten befassen. Da bei der Beförderung, Lagerung und Kontrolle von Gütern Mitarbeiter, Maschinen, Regalsysteme und verschiedene Arbeitsmethoden zusammenwirken, müssen diese Bausteine möglichst optimal aufeinander abgestimmt werden.
Was die Lagersysteme betrifft, so existiert eine ganze Reihe verschiedener Optionen für die Lagerung von Kisten, Paletten und einzelnen Artikeln. Dazu zählen beispielsweise konventionelle Industrieregale, Kompaktlager, dynamische Regale, Push-Back-Anlagen und Verschieberegale. Welches dieser Lagersysteme zum Einsatz kommt, sollte von folgenden Aspekten abhängig sein:
- Art und Ladeeinheit des Produkts
- Voraussichtliche Lagerkapazität
- Erforderliche Beweglichkeit des Lagerbetriebs
- Kosten
Die Anzahl und Art der Handhabungsgeräte hat ebenfalls einen großen Einfluss in der Lagerlogistik. Denn sie entscheidet nicht nur über die Anzahl der benötigten Mitarbeiter, sondern auch über das Layout (z. B. Höhe der Regale, Breite der Gänge). Grob lassen sich folgende Arten von Handhabungsgeräten unterscheiden:
- Manuell gesteuerte Handhabungsgeräte: z. B. klassische Gabelstapler, Hubwagen und Kommissioniergeräte
- Automatische Handhabungsgeräte: autonome Maschinen, die von einer Software geleitet werden (z. B. Fördersysteme, Shuttles, Regalbediengeräte, Elektrovias, FTS)
Auftragsvorbereitung und Kommissionierung
Zur Kommissionierung zählen mehrere Teilprozesse, darunter vor allen Dingen die Beförderung und Entnahme von Artikeln aus dem Lager, die Zusammenstellung und Konsolidierung von Aufträgen sowie die Verpackung und der Versand der Ware. Eine wichtige strategische Aufgabe der Lagerlogistik ist es, diese Abläufe optimal zu organisieren. Hierfür existieren mehrere Ansatzpunkte:
- Höhe der Regale: Bodenhöhe sowie niedrige, mittlere und hohe Ebenen
- Richtung des Warenflusses: Mitarbeiter geht zum Produkt („Mann zu Ware“) vs. Produkt gelangt über automatische Systeme zum Mitarbeiter („Ware zum Mann“)
- Art der Artikelzusammenstellung: z. B. Kommissionierung nach Bereichen, Kommissionierung auf Abruf, Batch- oder Wave-Picking, Pick to Cart
Welche Kommissioniermethode am besten zu einem Unternehmen passt, hängt von verschiedenen Faktoren ab. Dazu gehören die Art und Größe der Artikel, die Umschlagshäufigkeit, die Anzahl der zu bearbeitenden Aufträge pro Tag sowie das vorhandene Budget.
Bestandsmanagement
Ein weiterer Aufgabenbereich der Lagerlogistik ist das Bestandsmanagement. Es ist für die Steuerung und Optimierung der Lagerbestände zuständig. In aller Regel kommt in diesem Bereich spezifische Hard- und Software zum Einsatz, die eine exakte Erfassung von Warenbewegungen unterstützt. Hierzu zählen insbesondere folgende Tools:
- Hardware zum Lesen und Übermitteln von Informationen: z. B. Handscanner, Funkterminals oder Systeme wie Pick by Light, Pick by Voice, Pick by Vision und Pick by Scan
- Lagerverwaltungssystem: System, das den gesamten Lagerbetrieb steuert und mit der übergeordneten Unternehmenssoftware (meist ERP) korrespondiert
Mithilfe dieser Komponenten lässt sich auch eine Rückverfolgbarkeit von Produkten realisieren. Damit ist eine umfassende Überwachung des Materialflusses möglich.
Sicherheit
Auch die Sicherheit des Lagerbetriebs ist Teil des Logistikmanagements. Denn sowohl die Mitarbeiter als auch die Produkte sind im Tagesgeschäft mehreren Risiken ausgesetzt. Relevanz haben in diesem Kontext für allem nachstehende Maßnahmen:
- Risikominimierung für das Personal: Handhabung schwerer Lasten optimieren, unterstützende Systeme bereitstellen, Ergonomie und Komfort realisieren
- Risikominimierung für die Produkte: sachgemäßen Einsatz von automatischen Lagersystemen und manuellen Handhabungsgeräten sicherstellen, Sensoren und Signale installieren, Verkehrsregeln etablieren
- Instandhaltung: korrekte Wartung sämtlicher Geräte und Anlagen gewährleisten, regelmäßige Inspektionen durchführen
Lagerarten in der Lagerlogistik
Die Lagerlogistik kennt verschiedene Lagerarten, die einerseits nach ihrem Aufbau, andererseits nach ihrer Funktion im Prozess kategorisiert werden können. Im Hinblick auf den Aufbau sind beispielsweise Hochregallager, Blocklager und Reihenlager zu unterscheiden. Hinsichtlich der Lagerfunktion im Workflow ist (bezogen auf die Industrie) folgende Unterscheidung möglich, es gibt allerdings noch weitere Abstufungen:
Beschaffungslager
Das Beschaffungslager befindet sich in der zeitlichen Abfolge vor der Produktion. Es dient der Bereitstellung aller benötigten Güter für die Fertigung. Meist kann es einem Produktionsstandort geografisch zugeordnet werden.
Zwischenlager
Das Zwischenlager ist zeitlich im Produktions- und Distributionsprozess angesiedelt. Es dient der kurzfristigen Aufnahme von Gütern und übernimmt damit eine Pufferfunktion. Die Ziele des Zwischenlagers sind die rechtzeitige Bereitstellung oder ein möglichst umgehender Weitertransport von Materialien in der korrekten Menge. In der Regel sind Zwischenlager direkt einer Fertigungslinie, einem Transportmittel oder einem Transportweg zugeordnet.
Distributionslager
Das Distributionslager befindet sich in der Zeitabfolge an letzter Stelle – also nach der Produktion. Hier finden die Kommissionierung und Versandvorbereitung von Waren gemäß der Kundenanforderungen statt. Distributionslager können direkt an einem Produktionsstandort sein. Doch auch entfernte Standorte (zentral oder dezentral) sind möglich.
Trends in der Lagerlogistik
Der aktuell wichtigste Trend in der Lagerlogistik ist die Automatisierung. Sie bezieht sich nicht nur auf die Ein- und Auslagerung, sondern auch auf Transporte und die Kommissionierung. Ziele der Automatisierung sind schnellere und stabilere Prozesse, geringere Fehlerquoten sowie die Reduzierung von Lagerkosten. Gleichermaßen sollte darauf geachtet werden, dass das Lager flexibel bleibt, um bei Bedarf reduziert oder erweitert werden zu können.
Ein Ansatz sind beispielsweise intelligente Regale, mit denen sich Zugriffszeiten minimieren lassen. Ebenso bewirken sie einen besseren Materialfluss und eine optimierte Nutzung von Lagerflächen. Weiterhin können in einem Lager fahrerlose Transportsysteme, kurz FTS, zum Einsatz kommen. Diese ermöglichen schnelle, kosteneffiziente, zuverlässige und sichere Materialbewegungen. Zudem lässt sich der Materialfluss mithilfe von FTS kontinuierlich und standardisiert gestalten. Dabei sind Unternehmen nicht mehr von Personal abhängig.
Fazit
Zusammengefasst hat die Lagerlogistik die wichtige Aufgabe, optimale Abläufe in den Lagern von Unternehmen sicherzustellen. In Fertigungsbetrieben sichert sie den Nachschub und stellt sicher, dass die Produktion unterbrechungsfrei laufen kann. Im Handel gewährleistet sie, dass bestellte Waren zeitnah an Kunden ausgeliefert werden können.
Obwohl die Lagerlogistik damit einen bedeutsamen Teil der Wertschöpfung darstellt, dürfen ihre Kosten nicht aus den Augen verloren werden. Somit gilt es, sämtliche Prozesse zwischen Wareneingang und Warenausgang kontinuierlich zu verbessern. Neben organisatorischen Maßnahmen nutzen Unternehmen zu diesem Zweck immer häufiger Automatisierungslösungen. Im Kontext der Digitalisierung ist davon auszugehen, dass sich diese Entwicklung fortsetzen wird. Hochgradig automatisierte Lager sind somit nach aller Voraussicht der Standard der Zukunft.
FAQ
Was ist die Lagerlogistik?
Die Lagerlogistik ist ein Teilbereich der betrieblichen Logistik, der sich mit der Planung, Steuerung, Überwachung und Optimierung aller Prozesse rund um die Lagerung und den internen Transport von Waren in einem Unternehmen befasst. Sie umfasst den Wareneingang, den lagerinternen Warentransport, die Lagerung selbst sowie den Warenausgang.
Welche Ziele verfolgt die Lagerlogistik?
Die Lagerlogistik hat das Ziel, die Lagerung und den Materialfluss im Lager schnell, effizient, fehlerfrei und ergonomisch zu gestalten. Gleichzeitig sollen die Betriebskosten möglichst niedrig gehalten werden. Die Teilziele der Lagerlogistik umfassen unter anderem die optimale Nutzung vorhandener Lagerkapazitäten, die effiziente Organisation der Mitarbeiter, den zielgerichteten Einsatz von Handhabungsgeräten und Transportsystemen, den sofortigen Zugang zu benötigten Waren sowie die Gewährleistung der Sicherheit und Unversehrtheit der Güter.
Welche operativen Aufgaben gehören zur Lagerlogistik?
Die operativen Aufgaben der Lagerlogistik umfassen den Wareneingang, die Überprüfung und Weitergabe von Gütern im Lager, den innerbetrieblichen Transport, die Kommissionierung und den Warenausgang. Diese Abläufe müssen parallel geplant, gesteuert, überwacht und synchronisiert werden.
Wenn Sie weitere Fragen zur Lagerlogistik haben, dann kommen Sie gerne auf uns zu.