Tim Lutz
7. August 2020

So nutzen Sie IDocs in den verschiedenen Logistik-Modulen in SAP

So nutzen Sie IDocs in den verschiedenen Logistik-Modulen in SAP

Um die Kommunikation zwischen Geschäftspartner zu verbessern, werden Verwaltungssysteme immer integrierter. Dadurch wird die Kommunikation zwischen zwei Partnern und deren ERP-Systemen in der Logistik optimiert. Einen technologischen Standard bieten dabei die Intermediate Documents (IDocs). Ich möchte Ihnen in diesem Beitrag einmal die verschiedenen Kommunikationspakete in den entsprechenden Modulen vorstellen.

Welche technischen Standards gibt es?

Aus Sicht der logistischen Module kommen hier insbesondere die Materialwirtschaft (MM), die Logistic Execution (LE), das Warehouse Management (WM) und das Extended Warehouse Management (EWM) zum Einsatz.

Aus technischer Sicht sind insbesondere diese IDoc-Typen relevant:

  • Für Materialbuchungen im MM das WMMBXY oder das MBGMCR.
  • Für Material- oder HU-Bewegungen in der Lagerverwaltung die Typen WMTORD, WMTOCO (WM) oder /SCWM/WMTORD, /SCWM/WMTOCO (EWM).
  • Für die Nutzung in der Logistic Execution LE DESADV (Despatch Advice = Lieferavis) oder SHPCON (Shipping Confirmation = Bestätigung Lieferavis), basierend auf An- und Auslieferungen.
  • Für Bestellungen und Kundenaufträge aus den SAP-Modulen MM und SD (Sales and Distribution = Verkauf) die Typen ORDERS (Bestellung oder Kundenauftrag initial anlegen), ORDRSP (Bestätigungen zu Bestellungen und Kundenaufträgen) und ORDCHG (Änderungen zu Bestellungen und Kundenaufträgen).
Whitepaper: EDI, ALE und IDocs in der SAP Logistik

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Mit diesem PDF lernen Sie die Grundlagen von EDI, ALE und IDocs kennen und erhalten einen Überblick zu den verschiedenen Anwendungsgebieten.

Gemäß der Projekt- oder Geschäftsprozessvorgaben sollten spätestens innerhalb eines Soll- oder bereits zum Zeitpunkt der Erstellung des Ist-Konzeptes die grundlegenden Rahmenbedingungen geklärt werden. Diese sollten dann unter Berücksichtigung des gewünschten Digitalisierungsgrades analysiert und auf Ebene eines Pflichtenheftes bezogen auf Kopf- und Positionsdaten möglichst detailliert spezifiziert werden. So wird erkennbar, welche der nachfolgenden technischen Kommunikationspakete auf Modulebene die optimale Implementierungsstrategie darstellen.

Kommunikationspakete mit geringerem Datenaustausch

Folgende Geschäftsprozesse und technische Spezifikationen sind besonders bei Hochregallagersystemen und externen Lagerverwaltungssystemen im Einsatz:

IDoc– / Nachrichtentyp  Geschäftsprozess  Vorgangscode – IDoc-Eingang  Funktionsbaustein – IDoc Eingang / Ausgang 
/SCWM/WMBBIN  Sperren Lagerplätze  /SCWM/WMBB  /SCWM/IDOC_INPUT_WMBBIN 

N/A 

/SCWM/WMCATO  Stornierung / Stornoanfor-derung Lagerauftrag  /SCWM/WMCA  /SCWM/IDOC_INPUT_WMCATO 

/SCWM/IDOC_CREATE_WMCAID01 

/SCWM/WMPIHU  Pick-HU’s anlegen und versenden  /SCWM/WMPH  /SCWM/IDOC_INPUT_WMPIHU 

/SCWM/IDOC_CREATE_WMPHID01 

/SCWM/WMSUMO  Bewegen Handling Unit  /SCWM/WMSU  /SCWM/IDOC_INPUT_WMSUMO 

N/A

/SCWM/WMTOCO  Quittieren Lageraufgabe  /SCWM/WMTO  /SCWM/IDOC_INPUT_WMTOCO 

N/A

/SCWM/WMTORD  Lageraufgabe anlegen  /SCWM/WMT1  /SCWM/IDOC_INPUT_WMTORD 

/SCWM/IDOC_CREATE_WMTOID01 

Geschäftsprozesse bei Einsatz eines EWM-Systems

IDoc– / Nachrichtentyp  Geschäftsprozess  Vorgangscode 

– IDoc-Eingang 

Funktionsbaustein – IDoc Eingang / Ausgang 
WMBBIN  Sperren Lagerplätze  WMBB  L_IDOC_INPUT_WMBBIN 

N/A

WMCATO  Stornierung / Stornoanfor-derung Transportauftrag  WMCA  L_IDOC_INPUT_WMCATO 

L_IDOC_CREATE_WMCAID01 

WMPIHU  Pick-HU’s anlegen und versenden  WMPH  L_IDOC_INPUT_WMPIHU 

L_IDOC_CREATE_WMPHID01 

WMSUMO  Bewegen Lagereinheit  WMSU  L_IDOC_INPUT_WMSUMO 

N/A

WMTOCO  Quittieren Transportauftrag  WMTO  L_IDOC_INPUT_WMTOCO 

N/A

WMTORD  Transportauftrag anlegen  WMT1  L_IDOC_INPUT_WMTORD 

L_IDOC_CREATE_WMTOID01 

Geschäftsprozesse bei Einsatz eines WM-Systems

Einige Geschäftsprozesse werden i. d. R. nur durch das Subsystem als Reaktion auf eine Anforderung aus dem SAP oder aufgrund einer Subsystem-Funktionalität initialisiert, zum Beispiel durch das Bewegen eines Materials oder einer HU innerhalb des Subsystems. Deshalb stellt SAP auch für einige Prozesse keine Programme bereit. Sollten aufgrund von Kundenanforderungen entsprechende Prozesse im SAP starten, so können individuelle Funktionsbausteine basierend auf den jeweiligen *IDOC_INPUT*-Bausteinen angepasst oder als Basisbaustein für individuelle Anforderungen genutzt werden.

Kommunikationspakete mit weitreichendem Informationsgehalt

Sollen Informationen weitergegeben werden, die über die Bewegung von Materialien hinausgehen, werden Zusatzdaten wie Versandinformationen, Adressdaten, Daten für die Kommunikation mit weiteren externen Dienstleistern und Behörden benötigt, so werden die Möglichkeiten der IDocs aus dem Bereich der SAP Logistic Execution (LE) eingesetzt. Als Objekte sind hier An- und Auslieferungen sowie Transporte führend.

Da ein Geschäftsprozess zum Zeitpunkt des Versandes beziehungsweise der Übergabe an externe Transporteure bereits nahezu alle logistischen Aktivitäten verarbeitet hat, stehen umfangreiche Datenbankinformationen bereit. Zur Übernahme dieser zahlreichen Detailwerte sind in den nachfolgend aufgelisteten IDoc-Nachrichtentypen mehrere hundert Feldwerte zur Nutzung vorhanden.

IDoc– / Nachrichtentyp  Geschäftsprozess  Vorgangscode – IDoc-Eingang  Funktionsbaustein – IDoc Eingang / Ausgang 
DESADV  Anlegen von An- und Auslieferungen  DELS  IDOC_INPUT_DESADV1 

IDOC_OUTPUT_DESADV01 

SHPCON oder WHSCON  Bestätigung von An- und Auslieferungen  DELV  IDOC_INPUT_DELVRY 

IDOC_OUTPUT_DELVRY 

SHPMNT  Anlegen von Transporten  SHPM  IDOC_INPUT_SHPMNT 

IDOC_OUTPUT_SHPMNT 

Geschäftsprozesse bei Einsatz eines LE-Systems (Versand- / Transportfunktionen)

Der Einsatz dieser IDocs wird bei funktional ausgeprägten externen Lagerverwaltungssystemen sowie bei externen Dienstleistern und Komplettanbietern empfohlen.

Portrait_Ingo Baake
Gastbeitrag von Ingo Baake
Experte für Wirtschafts- und Finanzberatung (ibwfb.de)

Kommunikationspakete mit kaufmännischem Informationsgehalt

Sollen voll integrierte Geschäftsbeziehungen digitalisiert werden, so muss bereits der jeweilig kaufmännisch bindende Auftrag oder Vertrag elektronisch ausgetauscht werden. Die hierbei mindestens notwendigen Objekte sind die Bestellungen auf Einkaufs- und die Kundenaufträge auf Verkaufsseite. Neben diesen Hauptobjekten können auch bereits vorgelagerte und vorbereitende Dokumente – z. B. Bestellanforderungen, Anfragen und Angebote sowie auch Verträge und Lieferpläne – digital versendet werden.

Die zentralen IDoc-Typen für Bestellungen und Kundenaufträge sind folgende:

IDoc– / Nachrichtentyp  Geschäftsprozess  Vorgangscode – IDoc-Eingang  Funktionsbaustein

– IDoc Eingang / Ausgang 

ORDERS  Anlegen von Bestellungen und Kundenaufträgen  ORDE IDOC_INPUT_ORDERS 

IDOC_OUTPUT_ORDERS 

ORDCHG  Ändern von Bestellungen und Kundenaufträgen  ORDC IDOC_INPUT_ORDCHG 

IDOC_OUTPUT_ORDCHG 

ORDRSP  Bestätigung von Bestellungen und Kundenaufträgen  ORDR IDOC_INPUT_ORDRSP 

IDOC_OUTPUT_ORDRSP 

Geschäftsprozesse bei Einsatz von MM (Bestellungen) bzw. SD (Kundenaufträge)

Abhängig vom Einsatz und Anforderungen der kundenindividuellen Geschäftsprozesse bietet SAP weitere Vorgangscodes (Funktionsbausteine), die inhaltlich andere oder zusätzliche IDoc-Segmentfeldinhalte mit Steuerungsfunktionen versehen. Ein Beispiel ist ORDR_SUS als funktionserweiternder Vorgangscode für Bestellbestätigungen zur Übermittlung von Absage- oder Terminverschiebungsgründen anstatt des ORDR, welcher entsprechende Zusatzdaten nicht übernehmen kann.

Basierend auf dem vorliegenden SAP-Release-Stand werden weitere Funktionsbausteine für ein- und ausgehende IDoc-Typen von SAP bereitgestellt.

Kommunikationspakete für einfache logistische Unternehmensstrukturen

Werden einfache organisatorische Unternehmen lediglich auf Werks- und Lagerortebene verwaltet oder wird bei großvolumigen Lagerhallen lediglich eine geringe Anzahl an unterschiedlichen Materialien gelagert, so kann ein Einsatz von IDocs mit entsprechend geringem Feldinhalt ausreichend sein. Folgende IDoc-Typen kommen dafür in Frage:

IDoc– / Nachrichtentyp  Geschäftsprozess  Vorgangscode – IDoc-Eingang  Funktionsbaustein – IDoc Eingang / Ausgang 
WMMBXY  Warenbewegungen im MM-IM  WMMB  L_IDOC_INPUT_WMMBXY 

N/A

MBGMCR  Warenbewegungen im MM-IM  N/A4  MB_CREATE_GOODS_MOVEMENT 

N/A

Geschäftsprozesse bei Einsatz des Materialwirtschaftsmoduls MM im Rahmen von Materialbewegungen oder -buchungen

Ein Einsatz der IDoc-Typen für Materialbewegungen im Rahmen des Materialwirtschaftsmoduls empfiehlt sich bei kleinen und von der internen Struktur her einfachen Lagerverwaltungssystemen. Organisatorisch können hier Materialien auf Ebene von Werken und Lagerorten bewegt werden. Eine sinnvolle Unterstützung von Lagerplatzinformationen ist somit nicht gegeben. Inhaltlich sind die möglichen Feldwerte, die im Rahmen dieser IDoc-Nachrichtentypen ausgetauscht werden können, daher auch nicht sehr komplex.

Zu beachten ist hier, dass SAP bei der Entwicklung dieser IDoc-Typen nur davon ausgegangen ist, dass derartige Bewegungen immer in das SAP-System (Modul MM) eingehen werden und somit entsprechende Warenbewegungen ausführen. Daher werden keine Funktionsbausteine primär für Warenbewegungen aus dem SAP in Richtung Subsystem bereitgestellt. Somit ist bei Bedarf eine eigene Entwicklung zu implementieren, die sich jedoch dank der einfachen Segmentstrukturen und Felder dieser Materialbewegungs-IDocs anhand der angegebenen Eingangsbausteine orientieren kann.

Whitepaper: EDI, ALE und IDocs in der SAP Logistik

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Kombinationen von Kommunikationspaketen

Grundsätzlich gilt somit im Rahmen einer möglichen Implementierung von digitalisierten Geschäftsprozessen mit IDocs, dass der jeweilig existierende Systemstand als Basis für eine optimale Systemkonfiguration detailliert geprüft werden muss.

Auch auf dieser Basis sowie des unabdingbar vorhandenen Soll- oder zumindest eines Ist-Konzeptes kann eine optimale Lösung sein, dass komplette Kommunikationspakete für Versand/Transport und kaufmännische Pakete kombiniert einzusetzen sind. Somit gibt es keine grundsätzlichen Ausschlusskriterien bestimmter digitaler Einsatzmöglichkeiten von IDocs.

Jedoch sollte auch der spätere Aspekt des Handlings möglicher fehlerhafter IDoc-Kommunikation nicht außer Acht gelassen werden, bevor eine Entscheidung zu umfangreichem Einsatz mehrerer beschriebener Kommunikationspakete entschieden wird. Wichtige Fragen sind bspw. „Haben meine IT- oder meine logistischen Key User genügend freie Kapazitäten und bereits das technische Knowhow, um bei fehlerhafter elektronischer Kommunikation eingreifen zu können?“ oder „Ist oder wird ein Dienstleister zukünftig die Bearbeitung und das Monitoring entsprechender IDocs im Rahmen eines zeitnahen Supports übernehmen?“

Noch Fragen?

Haben Sie noch Fragen oder brauchen Sie noch weitere Informationen zu dem Thema? Dann melden Sie sich bei uns (info@mind-logistik.de) und wir helfen Ihnen gerne weiter.

Tim Lutz

Tim Lutz

Mein Name ist Tim Lutz und ich bin der Bereichsleiter IT für Produktion und Logistik. Ich beschäftige mich schon seit vielen Jahren mit Logistiklösungen im SAP Umfeld.

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5 Kommentare zu "So nutzen Sie IDocs in den verschiedenen Logistik-Modulen in SAP"

Dominik Bergmann - 10. August 2020 | 11:30

Wann kommen andere Formate wie EDI zum Einsatz?

Antworten

Hallo,

können Sie Ihre Frage weiter ausführen?
EDI bezeichnet nichts anderes als elektronischen Datenaustausch. In SAP wird EDI durch Intermediate Documents (IDOCS) technisch abgebildet.

Antworten

Hallo,

hier werden nur Eingangs-IDoc´s aufgezeigt.
Welches IDoc wird beim Ausgang für Warenbewegungen im IM genutzt?
Z.B. im SAP wird eine Warenbewegung 343 (gesperrt an frei) erzeugt und soll an ein externes Lagersystem über ein IDoc übergeben werden.
Gibt es hierzu Standard-Lösungen von SAP?

Viele Grüße
Stefan

Antworten
Christoph Oberreiter - 8. April 2022 | 14:44

Welchen Vorgangscode / FuBa kann man für die Erstellung von IDocs aus Gutschriften für Spediteure (Kreditor) einsetzen? Bin ich mit INVE und MRRL auf der richtigen Spur?

Antworten

Die meisten oben genannten IDocs können als Eingangs und Ausgangs-IDocs genutzt werden. Dort wo es im SAP-Standard keinen geeigneten Ausgangsbaustein gibt, hat man folgende Möglichkeiten:
1. Kopie des *IDOC*INPUT Funktionsbausteins, ändern der Kontrolldaten, wie z. B. Eingansgrichtung, Sender/Empfängerangaben. Somit können Materail-IDocs genutzt werden, wie das WMMBXY oder der MBGMCR.
Zusätzlich gibt es die Funktion “BAPI”. Das heißt als Aufruf wird die Funktion BAPI konfiguriert und der entsprechende BAPI-Baustein prozessiert. Bei der Bewegungsart 343 wäre z. B. der BAPI_GOODSMVT_CREATE möglich. Wenn Sie an ein externes nicht SAP-LVS etwas übergeben möchten, dann ist noch über eine Middleware ein Mapping auf das Zielformat notwendig.

Antworten

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