Disposition unter S/4HANA mit SAP PP-MRP
Um Materialbestände und Kapazitäten in Lager und Produktion stets aufrechtzuerhalten, Termine einzuhalten und Kunden zufriedenzustellen, benötigt es eine reibungslose Materialbedarfsplanung. Für diese Herausforderungen stehen Ihnen in der Komponente SAP PP-MRP unter S/4HANA unterschiedliche Verfahren zur Verfügung.
Die Hauptaufgabe der Materialbedarfsplanung besteht darin, sicherzustellen, dass die benötigten Materialmengen rechtzeitig beschafft werden, sowohl für interne Zwecke wie die Produktion als auch für den Verkauf. Dazu gehören u. a. die Überwachung der Lagerbestände und die Erstellung von Beschaffungsvorschlägen für den Einkauf und die Fertigung. Die Materialbedarfsplanung strebt dabei nach einem optimalen Gleichgewicht zwischen hoher Lieferbereitschaft und Kosten- sowie Kapitalbindungsoptimierung.
Materialbedarfsplanung mit SAP PP-MRP
Die Komponente Materialbedarfsplanung (PP-MRP) unterstützt und entlastet den Disponenten bei derartigen Aufgaben. Diese umfassen v. a. die Festlegung von Art, Menge und Zeitpunkt des Bedarfs sowie die Ermittlung der benötigten Mengen und Termine zur Deckung des Bedarfs. Zur Mengenermittlung müssen Lagerbestände, Reservierungen und Bestellbestände berücksichtigt werden, während für die Terminplanung Durchlauf- und Beschaffungszeiten relevant sind. Dabei wählt der Disponent das geeignete Dispositions- und Losgrößenverfahren zur Erstellung des Beschaffungsvorschlags materialspezifisch aus.
Die Bedarfsplanung kann entweder auf Werksebene oder auf verschiedenen Dispositionsbereichsebenen erfolgen. Auf Werksebene führt das System den Lagerbestand des Werks zusammen, indem es die Bestände aus den einzelnen Lagerorten summiert, mit Ausnahme der Kundeneinzelbestände. Die Bedarfe werden im Planungslauf festgelegt und anonym durch Beschaffungselemente abgedeckt. Es besteht die Möglichkeit, dass einzelne Lagerorte separat disponiert oder von der Disposition ausgeschlossen werden.
Bei der Bedarfsplanung auf Dispositionsbereichsebene werden nur die Bestände der Lagerorte oder Lohnbearbeiter berücksichtigt, die diesem spezifischen Dispositionsbereich zugeordnet sind. Nur die Bedarfe dieses Dispositionsbereichs werden zusammengefasst, und nur für diese Bedarfe werden Beschaffungselemente generiert. Auf diese Weise kann die Bedarfsplanung gezielt für bestimmte Bereiche durchgeführt werden.
Verschiedene Dispositionsbereiche
Die verschiedenen Dispositionsbereiche in S/4HANA sind als selbstständige Organisationseinheiten zu verstehen, für die jeweils eigenständige Bedarfsplanungen durchgeführt werden können. Auf ihrer Ebene sind Dispositionsmerkmale und Losgrößenverfahren erlaubt. Unterschieden wird zwischen drei Bereichen:
Dispobereich für das Werk
Dieser Bereich umfasst sämtliche Bestände der Lagerorte und der Lohnbearbeiter. Materialien, die einem Lagerort- oder Lohnbearbeiter-Dispobereich zugeordnet sind, werden nicht im Werks-Dispobereich geplant.
Dispobereich für Lagerorte
Ein beplanbarer Bereich kann aus einem oder mehreren Lagerorten bestehen. Jedem Lagerort wird jedoch nur ein Dispositionsbereich zugewiesen.
Dispobereich für Lohnbearbeiter
Ein Lohnbearbeiter darf nur einem Dispositionsbereich zugeordnet werden, wobei die Lieferantennummer des Lohnbearbeiters dem Dispositionsgebiet zugewiesen wird. Im Gegensatz zu den Lagerorten besteht innerhalb eines Dispositionsgebietes eine eindeutige Zuordnung zu einem Lohnbearbeiter, also eine 1:1-Beziehung. Beistellkomponenten von Lohnbearbeitern können Sie separat planen.
Die Zuweisung von Materialien zu den verschiedenen Dispositionsgebieten erfolgt im Materialstamm. Ein Material kann mehreren Dispositionsgebieten zugeordnet werden, wobei für jedes Gebiet verschiedene Dispositionsparameter festgelegt werden können. Dadurch können sich die Dispositionseigenschaften wie z. B. Losgrößenverfahren für ein Material je nach den verschiedenen zu planenden Dispositionsgebieten unterscheiden. Diese Flexibilität unterstützt Sie bei der komplexen Bedarfsplanung der Materialien.
Falls die Zuweisung im Materialstamm nicht erfolgt, wird das Material über das Werk-Dispositionsgebiet geplant. Materialien, die nicht geplant werden sollen, können mit dem Dispositionsmerkmal ‘ND’ (keine Materialbedarfsplanung) versehen werden. Materialien, die separat vom regulären MRP-Lauf geplant werden sollen, werden mit dem Dispositionsmerkmal ‘VB’ (Bestellpunktdisposition) definiert.
Dispositionsverfahren
Um verfügbare Kapazitäten und Eingänge termingerecht an die Bedarfsmengen anzupassen, stehen Ihnen folgende Dispositionsverfahren in PP-MRP zur Verfügung:
Plangesteuerte Disposition
Die plangesteuerte oder auch deterministische Disposition basiert auf aktuellen und zukünftigen Absatzprognosen. Die geplanten und präzisen Bedarfsmengen dienen hierbei als Ausgangspunkt. Zu den Bedarfselementen bei der plangesteuerten Disposition gehören Kundenaufträge, geplante Primärbedarfe, Materialreservierungen etc. sowie der Sekundärbedarf, der sich aus der Auflösung von Stücklisten ergibt. Die Nettobedarfsrechnung kann dabei genau auf den Tag durchgeführt werden. Da bei der plangesteuerten Disposition mit präzisen Bedarfsmengen geplant wird, können in der Regel auch niedrige Sicherheitsbestände verwendet werden.
Verbrauchsgesteuerte Disposition
Die verbrauchsgesteuerte Disposition nutzt hingegen vergangene Verbrauchswerte als Grundlage und prognostiziert den zukünftigen Bedarf mithilfe von Vorhersagen oder statistischen Verfahren. Im Gegensatz zur plangesteuerten Disposition bezieht sie sich nicht auf den Produktionsplan. Hier wird die Nettobedarfsrechnung entweder durch das Unterschreiten eines festgelegten Bestellpunkts (Meldebestands) oder durch Prognosebedarfe, die aus vergangenen Verbräuchen abgeleitet wurden, ausgelöst. Ein Vorteil der verbrauchsgesteuerten Disposition liegt dabei in ihrer einfachen Handhabung und der geringeren Anforderung an umfangreiche Daten.
Bedarfsorientierte Wiederbeschaffung
Die bedarfsorientierte Wiederbeschaffung unterstützt Sie wiederum dabei, Lieferketten effizient zu planen und zu verwalten, indem sie sich auf den Kundenbedarf konzentriert. Dies wird erreicht, indem Materialflüsse strategisch entkoppelt werden, um weniger anfällig für Störungen in der Lieferkette zu sein, und indem der Fluss durch dynamisch verwaltete Puffer für relevante Produkte geschützt wird.
Leitteileplanung
Leitteile werden von den normalen Bedarfsplanungsläufen grundsätzlich nicht mitgeplant. So wird gewährleistet, dass diese Materialien unabhängig von der üblichen Planung geplant werden können. Ihnen steht deshalb ein separater einstufiger Planungslauf zur Verfügung, der sowohl als Einzelplanung wie auch als Gesamtplanung durchgeführt werden kann. Dieser Planungslauf plant dementsprechend nur die Leitteile. Für die direkt darunterliegende Stücklistenstufe erzeugt er Sekundärbedarfe, plant jedoch die weitere Stücklistenstruktur nicht durch. Sie haben dadurch die Gelegenheit, Änderungen am Produktionsplan zu genehmigen, bevor diese sich auf sämtliche Stücklistenstufen auswirken.
Fazit
Je nach Umstand und Anforderungen kommen also verschiedene Verfahren infrage. Jedoch gibt SAP PP-MRP ihnen die Möglichkeit, ihren MRP-Lauf individuell zu steuern und abzubilden und all das natürlich auch über die benutzerfreundlichen Fiori-Apps in S/4HANA.
Falls Sie ansonsten Fragen zum Thema Materialbedarfsplanung und Disposition oder speziell zur Komponente PP-MRP haben, zögern Sie nicht uns zu kontaktieren. Unsere erfahrenen Berater kümmern sich um Ihr individuelles Anliegen und unterstützen Sie bei Ihren Herausforderungen.