Tim Lutz
20. November 2023

Demand Driven MRP (DDMRP)

Material Requirements Planning (MRP) hat sich in der Fertigungsindustrie als eines der wichtigsten Planungsinstrumente für die Beschaffung und Steuerung von Materialien in einer Produktionskette etabliert. Im Funktionsrahmen von S/4HANA stellt SAP mit dem Demand Driven Material Requirements Planning eine neue Variante dieser Option zur Verfügung. Was DDMRP ist und wie dieses Tool Unternehmen dabei unterstützt, auf plötzliche Einflüsse zu reagieren, erfahren Sie in diesem Artikel.

Was ist Demand Driven MRP?

DDMRP ist eine Variante von MRP, mit der Unternehmen eine bedarfsorientierte Materialbeschaffung und -steuerung umsetzen können. Dieses Werkzeug ist im Funktionsrahmen innerhalb der Produktionsplanung in SAP S/4HANA enthalten und hilft Unternehmen dabei, flexibel auf unvorhergesehene Einflüsse wie Bedarfs- und Lieferschwankungen sowie Engpässe zu reagieren.

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Wie funktioniert Demand Driven MRP?

Bei DDMRP betrachten Unternehmen eine qualifizierte Nachfrage. Konkret geht es hier darum, sicherzustellen, welches Material auf der Basis von Absatzanforderungen sicher benötigt wird. In diesem Zusammenhang ändert sich auch die Verwendung von Pufferbeständen. Anstatt sich mithilfe von Prognosen auf eine mögliche Nachfrage in der Zukunft vorzubereiten, nutzen Sie Pufferbestände, um die Durchlaufzeiten bereits nachgefragter Produkte zu verkürzen. Typischerweise läuft der gesamte Prozess in fünf Teilschritten ab:

1. Entkopplung mit Pufferbeständen

Unternehmen setzen als Grundlage für den Prozess Pufferbestände an kritischen Punkten innerhalb der Produktionskette an. Der Einsatz dieser Puffer hängt davon ab, wie hoch der Wert (ABC), die Volatilität (XYZ), die Durchlaufzeit (EFG) und der Umfang der Stückliste zur Herstellung eines Materials (PQR) innerhalb der Kette ist.

2. Definition der Lagerbestände

In diesem Schritt erfolgt die Einteilung der jeweiligen Pufferbestände in die Kategorien Sicherheitsbestand (rot), durchschnittlicher täglicher Verbrauch (gelb) und maximaler Lagerbestand (grün). Hierbei sind die gelbe Zone als Herzstück der Bedarfsabdeckung und die rote Zone als Stoßdämpfer des Lagerbestandes anzusehen.

3. Dynamische Anpassung der Lagerbestände

Die drei Kategorien können je nach Betriebsparametern, Marktveränderungen, geplanten und/oder bekannten zukünftigen Ereignissen einer dynamischen Anpassung unterzogen werden. Hier führen Sie in erster Linie Neuberechnungen der Pufferbestände durch, woraus die Beschaffung der benötigten Materialien im folgenden Schritt resultiert.

4. Bedarfsorientierte Planung

Im Schritt Demand Driven Planning (bedarfsorientierte Planung) planen Unternehmen die Beschaffung neuer Materialien. Dieser Aspekt ist von täglichen Berechnungen abhängig, die unter der Berücksichtigung des aktuellen Bestands, laufenden Aufträgen und qualifizierten Verkaufsaufträgen läuft. Durch das Ergebnis kann sich der Status des Puffers ändern, weshalb eine Neueinschätzung eines Bestandes in die Kategorie gelb bspw. neue Bestellungen auslösen kann.

5. Sichtbare und Kollaborative Ausführung

Zum Abschluss analysieren Sie potenzielle Statuswarnungen von Pufferbeständen, um die Verfügbarkeit von Materialien zu identifizieren. An dieser Stelle haben die Kategorien grün, rot und gelb eine unterschiedliche Bedeutung. Gelb steht z. B. für eine Vorwarnung und rot für eine Eilauftragswarnung.

Was ist der Unterschied zwischen MRP und DDMRP?

MRP ist ein „Push“-Verfahren, bei dem Unternehmen mit einem auf Prognosen basierenden Lagerbestand arbeiten. Weiterhin planen Anwender mit MRP auf lange Sicht, bei der lange bzw. variable Durchlaufzeiten entstehen können.

Im Gegensatz dazu konzentriert sich DDMRP auf eine „Pull“-Technik, bei der Unternehmen Materialien für ein Produkt in einer festgelegten Menge abrufen und steuern. Das Ziel ist hierbei, die Durchlaufzeiten eines Materials kurzfristig realistisch abzubilden und zu verkürzen.

Allerdings schließt der Einsatz von DDMRP die Nutzung von MRP nicht aus. Unternehmen sollten beide Verfahren bestenfalls kombiniert einsetzen, um einerseits eine langfristige Planung durchführen zu können und andererseits nicht von kurzfristigen bzw. ungenauen Forecasts abhängig zu sein.

Vor- und Nachteile von DDMRP

DDMRP ermöglicht eine schnelle Reaktionsfähigkeit auf eine unerwartete Nachfrage oder Einflüsse wie Engpässe. Darüber hinaus sorgt dieses Verfahren dafür, verkürzte Durchlaufzeiten und insgesamt eine bessere Planungsgenauigkeit auf kurzen Zeitraum zu erreichen.

Bei der Kombination dieses Verfahrens mit dem traditionellen MRP-Prozess ist einerseits zu berücksichtigen, dass der Planungsprozess um eine Komponente komplexer wird. Andererseits ist auf Unternehmensseite ein Umdenken erforderlich, das sich bspw. in der gleichzeitigen Betrachtung von lang- und kurzfristiger Planung niederschlägt.

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Fiori-Apps für DDMRP

Im Funktionsrahmen von SAP S/4HANA sind einige Fiori-Apps enthalten, die bei der Umsetzung von DDMRP weiterhelfen. Darunter fällt bspw. die App „Schedule Product Classification (DD)“, die Unternehmen bei der ABC-, XYZ- und PQR-Klassifikation von verschiedenen Materialien verwenden können.

Außerdem stellt SAP die Anwendung „Mass Maintenance of Products (DD)“ zur Unterstützung des DDMRP-Prozesses zur Verfügung. Hiermit können Sie die Änderung der Klassifizierung eines beschaffungsrelevanten Materials einsehen. Darüber hinaus haben Sie die Möglichkeit, mit diesem Programm Änderungen an den Stammdatensätzen verschiedener Produkte vorzunehmen.

Fazit

Das Demand Driven MRP (DDMRP) bietet eine bedarfsorientierte Variante von MRP, die es Unternehmen ermöglicht, agil auf unerwartete Einflüsse wie Schwankungen und Engpässe zu reagieren. Dabei konzentriert sich DDMRP auf die qualifizierte Nachfrage ohne Prognosen. Die daraus resultierenden Vorteile sind eine schnelle Reaktionsfähigkeit auf unerwartete Einflüsse, verkürzte Durchlaufzeiten und verbesserte kurzfristige Planungsgenauigkeit. Darüber hinaus können Unternehmen diese Variante mit MRP kombinieren und so eine Planungssicherheit auf kurzen und langen Zeitraum einrichten. Allerdings erfordert das DDMRP-Verfahren sowohl in der alleinigen Anwendung als auch in der Kombination mit MRP einen komplexeren Planungsprozess und Umdenken im Unternehmen.

Wenn Sie weitere Fragen zum DDMRP-Verfahren haben, dann nehmen Sie gerne zu uns Kontakt auf.

FAQ

Was versteht man unter DDMRP?

Demand Driven MRP (DDMRP) ist eine bedarfsorientierte Variante des Material Requirements Planning (MRP), die Unternehmen dabei unterstützt, flexibel auf unerwartete Einflüsse wie Bedarfs- und Lieferschwankungen sowie Engpässe zu reagieren.

Wie unterscheidet sich DDMRP von herkömmlichem MRP?

MRP arbeitet auf Basis von Prognosen und nutzt dabei einen „Push“-Ansatz. Dagegen verwendet DDMRP eine „Pull“-Technik, bei der Benutzer Materialien aufgrund der tatsächlichen Nachfrage abrufen und steuern. Unternehmen können beide Ansätze miteinander kombinieren.

Welche Vorteile bietet DDMRP?

DDMRP ermöglicht schnelle Reaktionen auf unerwartete Einflüsse, verkürzte Durchlaufzeiten und verbesserte kurzfristige Planungsgenauigkeit. Außerdem ermöglicht es Unternehmen, agiler auf Bedarfsschwankungen und Engpässe zu reagieren.

Tim Lutz

Tim Lutz

Mein Name ist Tim Lutz und ich bin der Bereichsleiter IT für Produktion und Logistik. Ich beschäftige mich schon seit vielen Jahren mit Logistiklösungen im SAP Umfeld.

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