Tim Lutz
23. August 2024

Lagerfertigung

Produzierende Unternehmen haben eine Vielzahl von Möglichkeiten, ihre Produktionsprozesse zu gestalten. Je nachdem, was sie produzieren und vertreiben, können sie bestimmte Produktionsstrategien, wie bspw. die Lagerfertigung, anwenden. Was genau die Lagerfertigung bzw. Make-to-Stock ist, aus welchen Teilbereichen sie sich zusammensetzt und welche Vor- und Nachteile sie hat, erfahren Sie in diesem Beitrag.

Was ist die Lagerfertigung?

Die Lagerfertigung ist eine traditionelle Produktionsstrategie, bei der die Produktion auf Prognosen basiert. Unternehmen wenden diese Strategie hauptsächlich an, um die erwartete Nachfrage für die nächste Produktionsperiode zu decken. Dabei bauen die Produktionsprozesse des Verfahrens auf einer Push-Methode auf.

Das bedeutet, dass Sie die entsprechenden Materialien durch die Produktion schieben, damit ein bestimmter Bestand für einen festgelegten Zeitraum sichergestellt ist. Das Verfahren bietet sich vor allem bei Produkten an, die in hoher Menge hergestellt und verkauft werden. So können Sie Ihre Produktion gleichbleibend auslasten und den zukünftigen Bedarf decken.

Unterschied zwischen Lagerfertigung und Auftragsfertigung

Lagerfertigung bzw. Make-to-Stock (MTS) eignet sich vor allem für Produkte, die in großen Mengen mit geringen Schwankungen nachgefragt werden. Da Sie die Produkte bis zur nächsten Verkaufsperiode lagern, sind mit diesem Verfahren hohe Lagerhaltungskosten verbunden. Andererseits können Sie sich mit dieser Strategie auf die kommende Nachfrage vorbereiten und Ihre Zielgruppe direkt bedienen.

Make-to-Stock (MTS) basiert nicht auf Kundenaufträgen, sondern auf Prognosen. Daher steht diese Strategie im Gegensatz zur Auftragsfertigung bzw. Make-to-Order (MTO). Bei Make-to-Order beginnt die Produktion erst nach Eingang eines Kundenauftrags.  Daher ist diese Strategie prädestiniert für Produkte mit geringen Stückzahlen und kundenabhängigen Spezifikationen. In dem Zug führen Sie keine hohen Lagerbestände, sondern reagieren auf die Nachfrage. Die Auslieferung des Produkts erfolgt daher mit Verzögerung.

E-Book: Kompendium zu SAP Produktion

E-Book: Kompendium zu SAP Produktion

In diesem E-Book haben wir unsere Beiträge zum Thema SAP in der Produktion für Sie zusammengestellt.

Teilbereiche von Make-to-Stock

Prognose

Als Grundlage für die Lagerfertigung erstellen Sie eine möglichst genaue Prognose des zukünftigen Bedarfs. Dazu ziehen Sie historische Daten oder vergangene Saisons heran, um ein möglichst genaues Bild der zukünftigen Periode zu erhalten. Der Erfolg dieser Strategie hängt in hohem Maße von der Genauigkeit dieser Einschätzung ab, da alle Planungen, Prozesse und Ziele auf diesem Schritt aufbauen.

Für die Durchführung der Prognose bietet SAP die Lösung SAP Forcasting and Replenishment (SAP F&R) an. Mithilfe dieser Software können Sie prognoserelevante Profile anlegen, in denen Sie die Prognose unter Berücksichtigung bestimmter Faktoren umsetzen. Hierzu zählen bspw. der aktuelle Wochenverbrauch, Ausreißerkorrekturen oder Varianzberechnungen.

Fertigungsplanung/ -steuerung

Die Lagerfertigung erfordert im nächsten Schritt eine effiziente Produktionsplanung- und Steuerung, die z. B. Fertigungskapazitäten, Bedarfe und Bestände berücksichtigt. Außerdem arbeiten Sie bei dieser Strategie häufig mit Zwischenbeständen, in denen Sie unfertige Produkte sammeln. Daher enthält Ihr Lager neben den fertigen Produkten halbfertige Erzeugnisse und Rohmaterialien, die Sie ausbalancieren müssen.

Zur Fertigungsplanung und Fertigungssteuerung können Sie geläufige Lösungen wie SAP PP, SAP PP/DS oder SAP MRP nutzen. Diese Tools bieten einen breiten Funktionsumfang von der Erstellung von Fertigungsaufträgen (SAP PP) über die Feinplanung mittels Simulationen (SAP PP/DS) bis hin zur Materialbedarfsplanung (SAP MRP).

Lagerplanung/ -verwaltung

Um ein Gleichgewicht zwischen Materialien und Produkten im Lager zu erreichen, erfordert die Lagerfertigung eine effiziente Produktionsplanung, Lagerplanung und Lagerverwaltung. Das Gefüge dieser Komponenten müssen Sie so genau wie möglich aufeinander abstimmen und phasenweise anpassen. So können z. B. bereits ungenaue Bestandszählungen oder
-bewertungen zu hohen Kosten führen.

Die Lösungen SAP Warehouse Management (SAP WM) und SAP Extended Warehouse Management (SAP EWM) bieten eine umfassende Unterstützung zur effektiven Lagernutzung. Mit diesen Lösungen sind Sie in der Lage, Ihre Lageraktivitäten zu überwachen, zu analysieren und zu optimieren. Somit haben Sie die Möglichkeit, Ihren Bestand flexibel zu bewerten und auf dieser Grundlage Entscheidungen für die Nutzung von Lagerplätzen zu treffen.

Vorteile der Lagerfertigung

Eine erfolgreiche Lagerfertigung basiert auf einer korrekten Prognose im Vorfeld und einer sorgfältigen Lagerplanung. Daher profitieren Sie bei dieser Strategie in erster Linie von einer effektiven Ressourcennutzung und einer ausgeglichenen Lagerauslastung.

Darüber hinaus erstellen Sie auf Basis der Prognosen einen genauen Zeitplan für Ihre Produktionsprozesse, organisieren demnach Ihre Ressourcen und sorgen so für eine reibungslose Produktion. Außerdem haben Sie die Möglichkeit, schnell auf zukünftige Kundenanfragen zu reagieren und so die Kundenzufriedenheit auf einem hohen Niveau zu halten.

Next Level Produktionsplanung: Das kann SAP PP unter S/4HANA
In diesem Webinar zeigen wir Ihnen, wie SAP PP unter S/4HANA aussieht und welche neuen Funktionen für die Produktion zur Verfügung stehen.

Nachteile von Make-to-Stock

Die Lagerfertigung kann einige Nachteile mit sich bringen, angefangen mit inkorrekten Prognosen. Da alle Produktionsprozesse und Lagerstrategien auf diesen Prognosen aufbauen, müssen sie so genau wie möglich sein. Dabei können Anomalien wie eine unerwartete saisonale Nachfrage oder eine Rezession die Ergebnisse Ihrer Forecasts verzerren.

Daneben ist es schwierig, neue aufkommende Trends oder Präferenzen im Vorfeld aus den historischen Daten heraus zu prognostizieren, was zu weiteren Ungenauigkeiten führt. Aus sämtlichen Fehlern in der Prognosephase resultieren falsche Lagerbestände und eine fehlerhafte Planung. Die Folge davon ist ein hoher Kostenaufwand.

Fazit

Die Lagerfertigung bzw. Make-to-Stock (MTS) zielt darauf ab, die zukünftige Nachfrage mithilfe von Prognosen einzuschätzen und die Bestände und Planungen darauf auszurichten. Im Gegensatz dazu produzieren Sie bei Strategien wie der Auftragsfertigung nach Kundenaufträgen.

Die Nachteile der Lagerfertigung können ungenaue Prognosen sein, die zu falschen Lagerbeständen und hohen Kosten führen.

Auf der anderen Seite liegen die Vorteile in einer effektiven Ressourcennutzung, einer ausgeglichenen Lagerauslastung und der Fähigkeit, schnell auf Kundenanfragen zu reagieren.

FAQ

Was versteht man unter Make-to-Stock (MTS)?

Die Lagerfertigung ist eine traditionelle Produktionsstrategie, bei der Sie auf der Grundlage von Prognosen produzieren, um den erwarteten Bedarf für die nächste Produktionsperiode zu decken.

Worin liegt der Unterschied zwischen Lagerfertigung und Auftragsfertigung?

Die Lagerfertigung (Make-to-Stock bzw. MTS) basiert auf Prognosen und eignet sich für Produkte, die Sie in großen Mengen herstellen und bei denen die Nachfrage nur geringfügig schwankt. Im Gegensatz dazu beginnt die Auftragsfertigung (Make-to-Order) erst nach Eingang eines Kundenauftrags und eignet sich daher für Produkte mit geringen Stückzahlen und spezifischen Kundenanforderungen.

Welche Vorteile bietet die Lagerfertigung?

Eine erfolgreiche Lagerfertigung ermöglicht eine effiziente Ressourcennutzung und eine ausgeglichene Lagerauslastung. Darüber hinaus ermöglichen präzise Prognosen und eine sorgfältige Planung reibungslose Produktionsprozesse.

Wenn Sie weitere Fragen zur Lagerfertigung haben, dann nehmen Sie gerne Kontakt zu uns auf.

Tim Lutz

Tim Lutz

Mein Name ist Tim Lutz und ich bin der Bereichsleiter IT für Produktion und Logistik. Ich beschäftige mich schon seit vielen Jahren mit Logistiklösungen im SAP Umfeld.

Sie haben Fragen? Kontaktieren Sie mich!


Weiterführende Inhalte


Verwandte Beiträge

Unternehmen investieren häufig viel Geld in die Erweiterung ihrer SAP ERP Systeme. Grund dafür sind vor allem Funktionserweiterungen im Produktionsumfeld, die der ERP oder S/4HANA Standard nicht bietet. Diese Eigenentwicklungen […]

weiterlesen

Unternehmen, die während eines Arbeitsvorgangs mehrere Produkte parallel und gleichzeitig auf dem gleichen Arbeitsplatz fertigen, nutzen häufig mehr als einen Fertigungsauftrag, um dies systemseitig abzubilden. Neben einer ungenauen Kapazitätsverfügbarkeitsprüfung kann […]

weiterlesen

Mit mobiler Datenerfassung (MDE) in der Produktion können Produktionsprozesse auf dem Shop-Floor extrem beschleunigt werden. Wie das mit mobilen Apps funktioniert, zeige ich in diesem Beitrag anhand einiger praktischer Beispiele.

weiterlesen

Unsere Produkte zu Lagerfertigung

Mit unserem Angebot können Sie Ihre Herausforderungen rund um SAP PP lösen. Wir stehen Ihnen als Berater für Ihr Projekt zur Verfügung – sei es eine Einführung oder individuelle Entwicklung […]

Mehr Informationen

Mühsame Papierprozesse und manuelle Arbeit rauben Zeit und manchmal auch Nerven, wenn sie für unnötige Fehler sorgen. Sie fühlen sich angesprochen? Dann haben wir mit diesem Angebot eine Lösung parat, […]

Mehr Informationen

SAP S/4HANA Manufacturing ist eine Lösung in der Enterprise Management Anwendungssuite zur digitalen Abwicklung der Produktionsprozesse und insbesondere -planung.

Mehr Informationen

Schreiben Sie einen Kommentar

Bitte füllen Sie alle mit * gekennzeichneten Felder aus. Ihre E-Mail Adresse wird nicht veröffentlicht.





Kontaktieren Sie uns!
Lea Sittermann
Lea Sittermann Kundenservice