Tim Lutz
30. Mai 2023

Lagerverwaltungssystem

Lager stehen im Zentrum der Fertigungs- und Lieferkettenabläufe. Sie enthalten das komplette Material für die benötigten Prozesse – von den Rohstoffen bis hin zu den fertigen Waren. Damit alle Lagerprozesse reibungslos und möglichst kostengünstig ablaufen, werden häufig transparente und digitale Lagerverwaltungssysteme eingesetzt.

Lagerverwaltungssystem vs. Warehouse Management System

Lagerverwaltungssysteme dienen der zentralen Verwaltung von Beständen und Warenbewegungen im Lager. Das System greift auf die Datenbestände im Lager zu, um Wareneingänge, Umlagerungen oder Warenausgänge im Unternehmen abzubilden. Eine Software ermöglicht das Anlegen und Verwalten von Lagerorten und den entsprechenden Lagerplätzen.

In der Praxis werden die Begriffe Lagerverwaltungssystem (LVS) und Warehouse Management System (WMS) meist synonym verwendet, jedoch weisen die beiden Begriffe ein paar Unterschiede auf.

Lagerverwaltungssystem (LVS)

Ein Lagerverwaltungssystem ist ein softwarebasiertes System zur Unterstützung der unternehmerischen Verwaltung (Steuerung der täglichen Abläufe) von Warenlagern und Distributionszentren. Es übernimmt die Kontrolle, Koordinierung und Optimierung aller Prozesse innerhalb des Lagers vom Wareneingang über die Verwaltung der Lagerplätze bis zum Warenausgang und Versand.

Im engeren Sinne handelt es sich hierbei also um ein bestandsführendes System, das die verschiedenen korrelierenden Abhängigkeiten zwischen Beständen (Artikel, Sortiment, Charge etc.) sowie der physischen Ebene (Lagerort, Lagerfach, Lagereinheit, Ladehilfsmittel etc.) abbildet und verwaltet. Ein LVS ist ein Softwaresystem zur Verwaltung von Lagermengen und Lagerorten sowie deren Beziehung zueinander.

Warehouse Management System (WMS)

Ein Warehouse Management System (WMS) umfasst weitere Funktionen zur Kontrolle und Optimierung von Systemzuständen. Im Gegensatz zur reinen Lagerbestandsverwaltung erstreckt sich ein Warehouse Management System (WMS) auf die Abbildung des kompletten innerbetrieblichen Materialflusses. Neben den grundlegenden Kernfunktionen wie Mengen- und Lagerplatzverwaltung verfügt ein WMS auch über umfangreiche Funktionen zur Kontrolle der Systemzustände und zur Errechnung und Festlegung von Betriebs- und Optimierungsstrategien.

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Arten und Merkmale

Lagerverwaltungssysteme existieren in einer Vielzahl von Arten und Typen. Es können eigenständige Systeme oder Module in einem größeren ERP-System oder in einer Supply Chain Execution Suite sein, die in ihrer Komplexität stark variieren. Mittlere und größere Unternehmen bevorzugen eine komplexe Lagerverwaltungssoftware. Viele Anbieter haben unterschiedliche Versionen von Lagerverwaltungssystemen im Angebot, die für verschiedene Unternehmensgrößen skaliert werden können.

Ein Cloud-basiertes Lagerverwaltungssystem nutzt die Software von einem Cloud-Service-Anbieter. Dadurch wird die IT-Abteilung des Unternehmens von der Installation, Verwaltung und Aktualisierung des Systems entlastet. Cloud-basierte Lagerverwaltungssysteme werden tendenziell von kleinen und mittelständischen Unternehmen bevorzugt, weil sie einfacher zu installieren und kostengünstiger zu verwalten sind.

Größere Unternehmen setzen häufig On-Premises-Lagerverwaltungssysteme ein, weil sie hochgradig angepasste Systeme benötigen, die den Anforderungen ihrer spezifischen Branche entsprechen. Der Einsatz von Lagerverwaltungssystemen wird häufig mit anderen verwandten Systemen koordiniert, zum Beispiel mit dem ERP-System (Enterprise Resource Planning), dem Transportmanagementsystem (TMS) oder Bestandsverwaltungssystemen.

Moderne Lagerverwaltungssysteme zeichnen sich durch folgende Merkmale aus:

  • Steuerung aller intralogistischen Prozesse vom Wareneingang bis zum Versand
  • Dokumentation und Optimierung dieser Prozesse mit dem Ziel, möglichst wenig Ware zu lagern, wenig Ressourcen und Personal für die Lagerhaltung zu nutzen und stets für termingerechte Auslieferung beim Endkunden zu sorgen

Funktionen der Lagerverwaltungssysteme

Es gibt zwar verschiedene Arten und Angebote der Lagerverwaltungssysteme, diese Softwareprodukte verfügen jedoch über typische gemeinsame Kernfunktionen:

  • Optimierung der Lagerstruktur
  • Stammdatenverwaltung
  • Bestandsverwaltung
  • Transportverwaltung
  • Optimierung lagerinterner Prozesse
  • Kontrolle des Wareneingangs und -ausgangs

Das Lagerdesign ermöglicht den Unternehmen die Anpassung des Arbeitsablaufs und der Kommissionierlogik. Damit ist das Lager für eine optimierte Bestandszuweisung ausgelegt. Sie organisiert die Lagerplatzzuordnung, maximiert den Lagerplatz und berücksichtigt Abweichungen im saisonalen Bestand.

Durch das Bestandsführungssystem werden die unterschiedlichen Abhängigkeiten zwischen den Beständen (Artikel, Sortiment, Charge) sowie der physischen Ebene (Lagerort, Lagerfach, Lagereinheit, Ladehilfsmittel etc.) abgebildet und verwaltet. Die Bestandsverfolgung mithilfe von automatischen Identifikationserfassungssystemen (u. a. Barcode-Scanner) ermöglicht zudem das leichte Auffinden der Waren, wenn sie bewegt wurden.

Aufgaben der Lagerverwaltungssysteme

Ein leistungsstarkes Lagerverwaltungssystem mit integrierten Optimierungsstrategien beeinflusst die Kontrolle der Systemzustände sowie die Steuerung der Materialflussbewegungen grundlegend. Das Lagerverwaltungssystem wird häufig als Herz eines jeden Lagers beschrieben, denn die intralogistischen Prozesse in modernen Lager- und Distributionszentren werden immer komplexer, sodass sie ohne ein angemessenes System nicht mehr zu stemmen wären.

Die Aufgaben eines modernen Lagerverwaltungssystems sind:

  • Die Kontrolle, Koordinierung und Optimierung sämtlicher Bewegungen und Prozesse im Lager
  • Die Datensammlung aus dem Wareneingang und -ausgang sowie den Lagerbeständen und Weiterleitung der Daten an andere Abteilungen des Unternehmens
  • Die frühzeitige, reaktionsschnelle und systematische Platzierung eingehender Produkte durch Lieferavisierung
  • Die Erhebung der Daten zur Bestandsverfolgung, zur Stammdatenverwaltung und zu Analysen, um die Arbeitsprozesse im Lager zu managen, bereitzustellen und visuell anschaulich abzubilden
  • Die Aufdeckung von Optimierungspotenzialen, die für eine Steigerung der Effizienz genutzt werden können
  • Das Erstellen von Barcodes zur Vorbeugung von Fehlern und zur zeiteffizienten Abwicklung der Ausgangsprozesse
  • Die systematische Kennzeichnung von Artikeln, Paletten, Regalen und Fächern und ihre Erfassung über mobile Terminals
  • Die Optimierung der Kommissionierwege durch automatische Wegoptimierung zur Senkung des Zeitaufwandes und Entlastung der Lagermitarbeiter
  • Die Digitalisierung und Vereinfachung der Inventuren zur Reduzierung des Zeit- und Kostenaufwandes
  • Die zeiteffiziente Überprüfung und Kategorisierung der Retouren

Einbindung in SAP: SAP EWM

Die Auswahl und Einführung eines WMS zur Lagerverwaltung stellt ein anspruchsvolles Projekt dar. Das System muss in seiner Funktionalität den individuellen Ansprüchen eines Lagers gerecht werden, darum ist eine sorgfältige Analyse und Auswahl eines passenden Softwaresystems unerlässlich.

SAP ist einer der weltweit führenden Anbieter von Software zur Steuerung von Geschäftsprozessen und entwickelt Lösungen, die den Informationsfluss im Unternehmen erleichtern. Das SAP Extended Warehouse Management System (SAP EWM) zählt zu den leistungsfähigsten Systemen zur Steuerung von automatischen und manuellen Lagerprozessen auf SAP-Basis. Bei dem SAP-Programm handelt es sich um ein integriertes betriebswirtschaftliches Standardsoftwareprodukt für mittelständische Unternehmen unterschiedlicher Größenordnung, um die einzelnen Unternehmensbereiche zu verwalten und die Lagerverwaltung übersichtlich abzubilden.

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Batch-Input im Überblick

Der Batch-Input lässt sich in verschiedenen Fällen anwenden, wie zum Beispiel zum einmaligen Import von Daten von einem Altsystem in ein neu installiertes SAP-ERP-System. Darüber hinaus ist eine andere typische Verwendung die periodische Übertragung von Daten. Diese Übertragungen erfolgen von externen Systemen in ein SAP-ERP-System, in dem alle Unternehmensdaten konsolidiert werden.

Diese Funktionen bietet der Batch-Input:

  • Ermöglicht als Schlüsseltechnologie für die Integration von SAP in heterogene ERP-Umgebungen die notwendigen Fähigkeiten zur Sicherstellung eines effektiven Informationsflusses aus externen Quellen in ein SAP-System.
  • Ist die wesentliche Methode zur Übertragung größerer Datenmengen in ein SAP-System.
  • Stellt ein bewährtes Verfahren für Altdatenübernahmen bei SAP-ERP-Neuinstallationen oder bei Datenerfassungen in einem externen System bereit.
  • Eine Batch-Input-Mappe ermöglicht eine genaue Steuerung (die Methode eignet sich nicht für Echtzeit-Datenübertragungen, sondern besser für Massendatenübernahmen).
  • Vorhandene Batch-Input-Programme sind verwendbar – auch Aufzeichnungen von individuellen Anwendungssitzungen, die als Grundlage für die Datenübernahme wiederverwendet werden können.

Vor- und Nachteile eines Lagerverwaltungssystems

Vorteile

Das Lagerverwaltungssystem bietet sowohl kleinen als auch mittelständischen bis hin zu großen Unternehmen viele Vorteile bei der Lagerverwaltung, wie zum Beispiel:

  • Mehr Transparenz durch digitalisierte Lagerprozesse in den Bereichen Lagerbestand, Versand und Nachverfolgung
  • Einen optimalen Ressourceneinsatz bei niedrigen Kosten
  • Automatisierung und Beschleunigung von Prozessen
  • Direkter Zugriff auf Lagerdaten durch Führungskräfte dank Echtzeit-Daten und Schnittstellen
  • Bereitstellung von aktuellen und genauen Daten als Entscheidungsgrundlage zur Ermittlung von Echtzeitdaten zu Lagerorten, -plätzen und -beständen
  • Weniger Fehlbestände, keine Überbestände, weniger Kapitalbindung
  • Reduzierter Zeit- und Kostenaufwand dank optimaler Lagerprozesse
  • Erhöhte Bestands- und Prozesssicherheit
  • Steigerung von Effizienz und Produktivität im Lager
  • Beleglose Abwicklung gegenüber der klassischen Papier-Belegführung
  • Minimierte Kommissionierfehler
  • Gesteigerte Lieferfähigkeit und Vermeidung von Lieferengpässen durch zu geringe Bestände
  • Eine sofortige Reaktion auf Trends möglich dank der Erstellung von Prognoserechnungen

Nachteile

Eine optimale Lagerverwaltung ist ohne das richtige Lagerverwaltungssystem undenklich, jedoch haben die Lagerverwaltungssysteme auch einige Nachteile:

  • Es fallen zusätzlich Kosten für die Software und zum Aufwand für die Einführung für die benötigte Hardware (Handscanner) an.
  • Die Komplexität der Prozesse führt zu umfangreichen Softwarepaketen. Die Mitarbeiter müssen sich durch einen erheblichen Schulungsaufwand höheren Anforderungen stellen.
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Fazit

Dreh- und Angelpunkt in der Logistik ist das Lager mit seiner Verwaltung. Sie organisiert den Ablauf der Lagerwirtschaft, verwaltet die Lagerung von Waren mit Menge, Wert und Lagerort und ist für die Lagerbuchführung zuständig. Für eine funktionierende Lieferkette sind reibungslos und kostengünstig ablaufende Lagerprozesse erforderlich. Dabei ist es wichtig, zu wissen, wie viele Waren in welchen Lagerorten im Bestand sind. Nur so können rechtzeitig bestimmte Artikel nachbestellt und zugesagte Warenlieferungen eingehalten werden. Dem Unternehmen entstehen zusätzliche Kosten, wenn Lagerkapazitäten nicht effizient genutzt werden.

Hier lassen sich Optimierungsmaßnahmen durch den Einsatz der Lagerverwaltungssysteme ergreifen, damit die Lagerverwaltung eine reibungslose und kostenwirtschaftliche Abwicklung aller Lagerprozesse im Unternehmen garantieren und damit die Basis für ein optimales Zusammenspiel der verschiedenen Lagerwerke schaffen kann.

Ein Lagerverwaltungssystem kontrolliert, koordiniert und optimiert sämtliche Bewegungen in der Lagerverwaltung. Es deckt die gesamte Palette der Anforderungen an die Lagerwirtschaft ab, ermöglicht die Optimierung der Prozesse durch eine komplette und übersichtliche Steuerung und sorgt damit für eine hocheffiziente Logistik eines Unternehmens.

FAQ

Welche Aufgaben erfüllt ein Lagerverwaltungssystem?

Ein Lagerverwaltungssystem übernimmt die Kontrolle, Koordinierung und Optimierung sämtlicher Prozesse im Lager. Dazu gehören die Verwaltung von Warenbewegungen, die Datensammlung, die Platzierung eingehender Produkte, die Bestandsverfolgung, die Optimierung der Kommissionierwege und die Durchführung von Inventuren.

Welche Arten von Lagerverwaltungssystemen gibt es?

Es gibt verschiedene Arten von Lagerverwaltungssystemen, die von eigenständigen Systemen bis hin zu Modulen in größeren ERP-Systemen reichen. Kleine und mittelständische Unternehmen bevorzugen Cloud-basierte Systeme, während größere Unternehmen oft On-Premises-Lösungen einsetzen, die stark an ihre spezifischen Anforderungen angepasst sind.

Was sind die Merkmale eines Lagerverwaltungssystems?

Moderne Lagerverwaltungssysteme zeichnen sich durch Funktionen wie die Optimierung der Lagerstruktur, die Bestandsverwaltung, die Transportverwaltung und die Optimierung lagerinterner Prozesse aus. Sie ermöglichen eine effiziente Kontrolle des Wareneingangs und -ausgangs sowie eine präzise Stammdatenverwaltung.

Wie unterscheidet sich ein Lagerverwaltungssystem von einem Warehouse Management System?

Im Gegensatz zum Lagerverwaltungssystem umfasst ein Warehouse Management System (WMS) zusätzliche Funktionen zur Kontrolle und Optimierung des Materialflusses im gesamten Unternehmen.

Wenn Sie weitere Fragen zu Lagerverwaltungssystemen haben, dann kommen Sie gerne auf uns zu.

Tim Lutz

Tim Lutz

Mein Name ist Tim Lutz und ich bin der Bereichsleiter IT für Produktion und Logistik. Ich beschäftige mich schon seit vielen Jahren mit Logistiklösungen im SAP Umfeld.

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