Aaron Rudolf
9. September 2025

Produktionsmanagement

Wer Produktionsprozesse optimal steuert, senkt Kosten, steigert die Qualität und sichert langfristig seine Wettbewerbsfähigkeit. Doch was genau ist Produktionsmanagement und wie setzen Unternehmen es effektiv ein? Im weiteren Verlauf werfen wir einen umfassenden Blick auf alle Facetten des Produktionsmanagements und beleuchten dabei auch die Auswirkungen technologischer Entwicklungen sowie die wachsende Bedeutung von Nachhaltigkeit.

Was ist Produktionsmanagement?

Unter Produktionsmanagement versteht man die Planung, Steuerung, Organisation und Kontrolle aller Prozesse, die zur Erstellung von Gütern und Dienstleistungen notwendig sind. Es verbindet strategisches Denken mit operativer Effizienz und ist damit eine der zentralen Säulen der Unternehmensführung. Dabei geht es nicht nur um Maschinen und Materialflüsse, sondern auch um menschliche Arbeitskraft, Zeitressourcen und digitale Technologien.

Ein professionelles Produktionsmanagement sorgt dafür, dass die richtigen Produkte zur richtigen Zeit in der gewünschten Qualität und Menge zur Verfügung stehen. Es schafft die Grundlage für reibungslose Abläufe – vom Wareneingang bis zur Auslieferung.

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Funktionen des Produktionsmanagements

Das Produktionsmanagement erfüllt mehrere zentrale Funktionen, die eng miteinander verknüpft sind:

  1. Planung: Welche Produkte sollen wann und in welchem Umfang hergestellt werden? Die Produktionsplanung stellt sicher, dass Kapazitäten, Material und Personal optimal eingesetzt werden.
  2. Organisation: Aufgaben, Verantwortlichkeiten und Abläufe sind so strukturiert, dass sie effizient ineinandergreifen.
  3. Steuerung: Der laufende Produktionsprozess wird überwacht und gegebenenfalls angepasst, um Engpässe, Fehler oder Stillstände zu vermeiden.
  4. Kontrolle: Produktionsziele, Qualität und Kosten werden kontinuierlich überwacht, um Abweichungen frühzeitig zu erkennen und gegensteuern zu können.

Bestandteile des Produktionsmanagements

Das Produktionsmanagement umfasst eine Vielzahl von Teilbereichen. Die wichtigsten Komponenten sind:

  • Kapazitätsplanung
    Hier wird ermittelt, wie viele Ressourcen benötigt werden, um die Produktionsziele effizient zu erreichen. Das Ziel besteht darin, Engpässe zu vermeiden und die Auslastung zu optimieren.
  • Materialwirtschaft
    Sie stellt sicher, dass alle benötigten Materialien in der richtigen Menge und Qualität zum richtigen Zeitpunkt verfügbar sind. Zu ihren Aufgaben gehören Einkauf, Lagerhaltung und innerbetrieblicher Transport.
  • Qualitätsmanagement
    Dieser Bereich stellt sicher, dass Produkte den definierten Qualitätsstandards entsprechen. Zu diesem Zweck werden Prüfprozesse, Fehleranalysen und kontinuierliche Verbesserungsmaßnahmen durchgeführt.
  • Zeitmanagement
    Der Fokus liegt auf der Planung und Steuerung der Produktionszeiten, um Liefertermine einzuhalten und die Durchlaufzeiten zu minimieren. Hierzu gehören unter anderem Terminierung und Reihenfolgeplanung.
  • Kostenmanagement
    Das Ziel besteht darin, die Produktionskosten transparent zu machen und zu senken, beispielsweise durch Budgetkontrolle, Wirtschaftlichkeitsanalysen und eine kontinuierliche Kostenoptimierung.
  • Technologieeinsatz
    Moderne Technologien wie Automatisierung, Sensorik und KI kommen zum Einsatz, um Prozesse effizienter, flexibler und transparenter zu gestalten. Sie sind die Grundlage für eine zukunftsfähige Produktion.

Wenn Sie diese Bereiche aufeinander abstimmen, schöpfen Sie das volle Potenzial Ihrer Produktion aus.

Produktionsstrategien: Welcher Ansatz passt zu Ihrem Unternehmen?

Die Wahl der richtigen Produktionsstrategie hat großen Einfluss auf Effizienz und Kundenzufriedenheit. Gängige Ansätze sind:

Lagerproduktion (Make-to-Stock/MTS)

Produkte werden auf Vorrat produziert, bevor konkrete Kundenaufträge vorliegen. Diese Strategie eignet sich für standardisierte Massenprodukte mit hoher Nachfrage und kurzen Lieferzeiten.

Auftragsfertigung (Make-to-Order/MTO)

Die Produktion beginnt erst nach Eingang der Kundenbestellung. Dies ermöglicht individuelle Produkte bei geringeren Lagerkosten, aber längeren Lieferzeiten.

Montage auf Kundenauftrag (Assemble-to-Order/ATO)

Vorgefertigte Komponenten werden erst bei Bestellung zum Endprodukt montiert. Diese Strategie verbindet eine gewisse Produktvielfalt mit schneller Lieferung.

Entwicklung auf Kundenauftrag (Engineer-to-Order/ETO)

Die Produktentwicklung und Fertigung erfolgt individuell nach Kundenwunsch. Diese Strategie eignet sich für komplexe, spezialisierte Lösungen, führt aber zu längeren Durchlaufzeiten.

Just-in-Time-Produktion (JIT)

Materialien und Komponenten werden genau dann angeliefert und verarbeitet, wenn sie benötigt werden – nicht früher und nicht später. Ziel ist es, Lagerbestände zu minimieren, Verschwendung zu vermeiden und die Produktion effizienter zu gestalten. Diese Strategie erfordert eine hohe Prozessstabilität und eine enge Zusammenarbeit mit den Lieferanten.

Die Wahl hängt von den Marktbedingungen, der Produktvielfalt und den Anforderungen an die Lieferzeit ab. Überprüfen Sie regelmäßig, ob Ihre Strategie noch zum Verhalten Ihrer Kunden und zu Ihrer Produktionsstruktur passt.

Wichtige Kennzahlen im Produktionsmanagement

Key Performance Indicators (KPIs) sind zentrale Instrumente zur systematischen Bewertung der Leistungsfähigkeit und Effizienz der Produktion. Sie machen den Erfolg Ihrer Produktionsstrategie messbar und ermöglichen eine gezielte Steuerung und Optimierung. Die wichtigsten Kennzahlen sind:

Gesamtanlageneffektivität (OEE – Overall Equipment Effectiveness)

Misst die Gesamteffizienz einer Produktionsanlage unter Berücksichtigung von Verfügbarkeit, Leistung und Qualität. Eine zentrale Kennzahl zur Identifikation von Verlustquellen.

Ausschussquote

Gibt den Anteil der produzierten Einheiten an, die nicht den Qualitätsanforderungen entsprechen. Eine hohe Ausschussrate weist auf Qualitätsprobleme oder Prozessinstabilitäten hin.

Durchlaufzeit

Zeitspanne vom Produktionsbeginn bis zur Fertigstellung eines Produktes. Sie spiegelt die Effizienz der gesamten Wertschöpfungskette wider und beeinflusst maßgeblich die Lieferfähigkeit.

Rüstzeit

Zeit, die für das Umrüsten von Maschinen und Anlagen zwischen zwei Produktionsaufträgen benötigt wird. Kurze Rüstzeiten erhöhen die Flexibilität und reduzieren Ausfallzeiten.

Arbeitsproduktivität

Misst die Anzahl der produzierten Einheiten pro eingesetzter Arbeitsstunde. Sie dient zur Bewertung der Personal- und Prozesseffizienz. Durch die kontinuierliche Erfassung und Analyse dieser Kennzahlen lassen sich Engpässe identifizieren, Ressourcen gezielter einsetzen und nachhaltige Verbesserungen in der Produktion erzielen.

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Digitalisierung und Industrie 4.0: Die smarte Fabrik

Die digitale Transformation eröffnet neue Wege im Produktionsmanagement. Beispiele sind folgende:

  • IoT vernetzt Maschinen und liefert Echtzeitdaten
  • Digitale Zwillinge simulieren Abläufe zur Optimierung
  • KI trifft Entscheidungen automatisiert und lernbasiert
  • Big Data analysiert Produktionsdaten für präzisere Steuerung

So können Prozesse flexibler, transparenter und belastbarer gestaltet werden – das ist entscheidend für Ihre Wettbewerbsfähigkeit in dynamischen Märkten.

Risikomanagement in der Produktion

Jede Produktion birgt Risiken, bspw. Maschinenstillstand, Personalengpässe oder Lieferengpässe. Ein effektives Risikomanagement umfasst

  • Technische Prävention
  • Materialabsicherung durch Alternativlieferanten
  • Mitarbeiterqualifizierung zur Fehlervermeidung
  • Notfallpläne bei externen Krisen

Ein systematisches Risikomanagement ist vor dem Hintergrund global vernetzter Produktionsprozesse unerlässlich.

Outsourcing und Offshoring: Produktionsverlagerung

Viele Unternehmen verlagern Prozesse ins Ausland oder zu Drittanbietern, um Kosten zu senken oder Marktchancen zu nutzen:

  • Outsourcing: z. B. Fertigung bestimmter Teile durch spezialisierte Zulieferer
  • Offshoring: komplette Verlagerung ins Ausland

Dabei gilt: Je weiter die Produktion vom Kernunternehmen entfernt ist, desto höher ist der Koordinations- und Kontrollaufwand.

Besonderheiten des Produktionsmanagements

Produktionsmanagement muss heute vielfältigen Anforderungen gerecht werden:

Technologischer Wandel

Die moderne Produktion ist zunehmend von digitalen Innovationen, Automatisierung und künstlicher Intelligenz geprägt. Produktionsmanager müssen technologische Entwicklungen nicht nur im Blick behalten, sondern auch gezielt in bestehende Prozesse integrieren.

Nachhaltigkeit & ESG-Ziele

Gesellschaftlicher und regulatorischer Druck erfordern heute mehr denn je verantwortungsvolles Handeln. Eine nachhaltige Produktion, die ökologische, soziale und Governance-Aspekte berücksichtigt, ist keine Option mehr, sondern Teil einer zukunftsfähigen Unternehmensstrategie.

Individualisierung & Flexibilität

Kunden erwarten maßgeschneiderte Produkte und schnelle Reaktionszeiten. Produktionssysteme müssen daher flexibel und anpassungsfähig sein – sowohl in der Planung als auch in der Umsetzung.

Globale Komplexität

Wertschöpfungsketten sind heute global verzweigt. Dies birgt nicht nur Effizienzpotenziale, sondern auch Abhängigkeiten und Risiken. Vorausschauendes Management ist gefragt, um internationale Prozesse sicher und stabil zu steuern.

Vorteile des Produktionsmanagements

Ein gut organisiertes Produktionsmanagement bringt wirtschaftliche und betriebliche Vorteile:

  • Kostenreduktion: Weniger Ausschuss, optimierte Lagerbestände und kürzere Durchlaufzeiten senken die Gesamtkosten.
  • Qualitätssteigerung: Überwachung und stetige Verbesserung der Prozesse führen zu gleichbleibend hoher Produktqualität.
  • Termintreue: Verlässliche Planung und Kontrolle ermöglichen pünktliche Lieferung und hohe Kundenzufriedenheit.
  • Ressourceneffizienz: Personal, Maschinen und Materialien können gezielt und produktiv eingesetzt werden.
  • Wettbewerbsvorteil: Unternehmen können schneller auf Marktveränderungen reagieren und sich von der Konkurrenz abheben.

Einschränkungen des Produktionsmanagements

Die Steuerung der Produktion bleibt trotz aller Potenziale eine komplexe und herausfordernde Aufgabe:

  • Hoher Abstimmungsaufwand: Viele Abteilungen und Systeme müssen ineinandergreifen.
  • Technologieabhängigkeit: Technologischer Fortschritt erfordert Investitionen – sowohl in moderne Anlagen als auch in das nötige Fachwissen.
  • Störanfälligkeit globaler Lieferketten: Politische, ökologische oder wirtschaftliche Krisen können die gesamte Planung aushebeln.
  • Fachkräftemangel: Ohne qualifiziertes Personal können Prozesse nicht nachhaltig verbessert werden.

Diese Einschränkungen lassen sich nicht vollständig vermeiden, aber durch gezieltes Management und vorausschauende Planung deutlich abmildern.

Die Zukunft des Produktionsmanagements

Die nächsten Jahre werden das Produktionsmanagement tiefgreifend verändern:

  • Künstliche Intelligenz (KI): Von der vorausschauenden Instandhaltung bis hin zur autonomen Produktionssteuerung.
  • Autonome Fertigungssysteme: Maschinen, die selbstständig kommunizieren, lernen und sich optimieren.
  • Mass Customization: Kunden erhalten individuelle Produkte bei gleichbleibend effizienter Massenproduktion.
  • Dekarbonisierung und Kreislaufwirtschaft: Nachhaltigkeitsaspekte gewinnen stark an Bedeutung und beeinflussen die Wettbewerbsfähigkeit von Unternehmen.
  • Resilienz als strategisches Ziel: Unternehmen bauen widerstandsfähigere Liefer- und Produktionsnetzwerke auf.

Wer hier frühzeitig investiert, verschafft sich Zukunftssicherheit und einen Wettbewerbsvorteil.

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Fazit

Produktionsmanagement ist heute weit mehr als ein technischer Funktionsbereich – es ist eine strategische Kernkompetenz. Unternehmen, die ihre Produktionsprozesse aktiv, digital und anpassungsfähig gestalten, schaffen Effizienz und sichern langfristig ihre Marktposition. Ob Digitalisierung, Risikomanagement oder Nachhaltigkeit: Produktionsmanagement wird zum Dreh- und Angelpunkt für Wachstum, Innovation und Resilienz.

Tim Lutz

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FAQ – Häufig gestellte Fragen zum Produktionsmanagement

Was ist der Unterschied zwischen Produktions- und Fertigungsmanagement?

Produktionsmanagement umfasst alle Schritte von der Planung bis zur Auslieferung. Fertigungsmanagement konzentriert sich primär auf die operative Durchführung, also den eigentlichen Herstellungsprozess.

Welche Rolle spielt Industrie 4.0 im Produktionsmanagement?

Industrie 4.0 ermöglicht Echtzeitüberwachung, Automatisierung und datenbasierte Entscheidungen. Unternehmen steigern dadurch ihre Effizienz, Flexibilität und Reaktionsgeschwindigkeit.

Wie kann ich Produktionsrisiken besser managen?

Setzen Sie auf präventive Wartung, Lieferanten-Diversifikation, Schulung Ihrer Mitarbeitenden und klare Notfallpläne. Auch ein ERP-System mit Risikoanalyse-Funktionen kann helfen.

Ist Outsourcing sinnvoll für mein Unternehmen?

Outsourcing kann Kosten senken und Flexibilität erhöhen. Sie sollten aber genau abwägen, welche Kompetenzen ausgelagert werden dürfen – und welche für Ihre Wertschöpfung kritisch sind.

Wie bereite ich mein Unternehmen auf die Zukunft der Produktion vor?

Beginnen Sie mit einer digitalen Bestandsaufnahme. Prüfen Sie, wo Automatisierung, KI oder Prozessdaten heute bereits helfen könnten und wo Sie langfristig investieren sollten.

 

Wer kann mir beim Thema Produktionsmanagement helfen?

Wenn Sie Unterstützung zum Thema Produktionsmanagement benötigen, stehen Ihnen die Experten von Mindlogistik, dem auf dieses Thema spezialisierten Team der mindsquare AG, zur Verfügung. Unsere Berater helfen Ihnen, Ihre Fragen zu beantworten, das passende Tool für Ihr Unternehmen zu finden und es optimal einzusetzen. Vereinbaren Sie gern ein unverbindliches Beratungsgespräch, um Ihre spezifischen Anforderungen zu besprechen.

Aaron Rudolf

Aaron Rudolf

Mein Name ist Aaron Rudolf und ich bin fachlicher Experte für IT in Produktion & Logistik. Ich beschäftige mich schon seit vielen Jahren mit Logistiklösungen im SAP Umfeld.

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