Tim Lutz
30. September 2024

E-Fulfillment

Der Begriff E-Fulfillment stammt aus dem E-Commerce und beschreibt den gesamten Prozess, den ein Dienstleister von der Bestellung bis zur Auslieferung an den Kunden durchläuft. Vor allem für Webshops ist das ein relevantes Thema. Aufgrund der Komplexität des E-Fulfillments werden die Prozesse oftmals an externe Dienstleister ausgelagert.

Fulfillment im E-Commerce

Immer mehr Handel findet Online statt – mit dem Wachstum im E-Commerce steigen auch die Anforderungen an die Logistik der Händler. Gleichzeitig werden die Bedürfnisse der Kunden expliziter. Lässt ein Paket länger als 48 Stunden auf sich warten, werden die Menschen ungeduldig. „Same Day Delivery“ ist heutzutage die angestrebte Lieferzeit. Das setzt ein hohes Maß an Organisation und Effektivität voraus. Das E-Fulfillment ist daher die Königsdisziplin der heutigen Logistik.

E-Fulfillment und Fulfillment-Dienstleister

Um den Anforderungen moderner Kunden gerecht zu werden, greifen immer mehr Händler auf Fulfillment-Dienstleister zurück. Diese sind darauf spezialisiert, den Ansprüchen im E-Commerce gerecht zu werden und verfügen oftmals über sogenannte „Fulfillment Center“. Gleichzeitig entlasten sie den Händler, da das Fulfillment viel Kapazität verlangt.

Bereiche des E-Fulfillment

Durch E-Fulfillment ist es für Händler einfacher, den Schritt in den E-Commerce zu gehen, da sie den kompletten Fulfillment-Prozess an Experten outsourcen können und sich dadurch auf andere Bereiche wie Marketing oder Produkt-Management fokussieren können. Je nach Bedarf übernehmen Fulfillment-Dienstleister unterschiedliche Aufgaben für ihre Kunden.

E-Fulfillment beinhaltet in jedem Fall:

  • Annahme der Bestellung
  • Lagerung
  • Kommissionierung
  • Verpackung
  • Frankierung
  • Versand

Zusätzlich können auch noch weitere Aktivitäten an Fulfillment-Dienstleister abgegeben werden:

  • Retourenmanagement
  • Ersatzteilversorgung
  • Reparaturen
  • Entsorgung von Rückläufern
  • Kundenbetreuung
  • Stellen von Rechnungen
  • Mahnungen

Je nach Umfang der Dienstleistung variieren die Kosten und es muss immer per Einzelfall entschieden werden, ob das Outsourcen von Fulfillment lukrativ ist und welche Dienstleistungen lieber intern abgewickelt werden sollen.

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Wie funktioniert E-Fulfillment?

Da jeder Händler unterschiedliche Anforderungen hat, müssen die genauen Details vorher geklärt werden. In der Regel sind Fulfillment-Dienstleister Experten und stellen bereits zu Beginn die richtigen Fragen für einen reibungslosen Ablauf.

Der erste Schritt besteht in der Kontaktaufnahme mit dem Dienstleister. Hier werden erste grobe Fragen geklärt, bspw.:

  • Um welche Ware handelt es sich?
  • Wie viel Waren gibt es?
  • Was ist das Gewicht der Produkte?
  • Findet der Versand in Deutschland, Europa oder weltweit statt?
  • Wie ist die Menge des gewünschten Lagerbestands?

Nach den grundlegenden Informationen kann der Dienstleister jetzt ein unverbindliches Angebot erstellen. Entspricht das Angebot, den Vorstellungen des Händlers, kann anschließend ein Meeting vor Ort oder per Video Call vereinbart werden. In diesem Meeting werden alle wichtigen Details aller Prozesse und Fulfillment Leistungen besprochen. Erfahrene Fulfillment-Dienstleister können hier noch weitere Optimierungs-Maßnahmen der Prozesse und Versandabwicklung vorschlagen.

Als Nächstes muss eine Schnittstelle zwischen Online-Shop und Fulfillment-Dienstleister errichtet werden – der wichtigste Schritt im E-Fulfillment, denn durch Software können viele Prozesse automatisiert werden, was eine schnelle Abwicklung und damit eine schnelle Lieferung garantiert. Außerdem können dadurch alle Key Performance Indicators eingesehen werden, was das Controlling erleichtert.

Sind die Schnittstellen fehlerfrei aufgesetzt, kann abschließend das Lager bestückt werden. Jetzt kann der Händler sicher sein, dass sich von der Bestellung, bis zum Ausliefern der Ware um alles gekümmert wird.

Eigenes Lager vs. Externes-Fulfillment

Um besser einschätzen zu können, welche Art von E-Fulfillment sich wann lohnt, sollte man die Vor- und Nachteile der beiden Möglichkeiten abwägen.

Aufwand

Wie bereits erwähnt, ist die Planung der Logistik im E-Commerce nicht zu unterschätzen. Die Anforderungen steigen und das Fulfillment benötigt einiges an Fachwissen. Für ein effektives E-Fulfillment wird also etwas Erfahrung benötigt – Erfahrung, die meist nur durch anfängliche Fehler erlangt wird, wenn man nicht mit Experten zusammen arbeitet.

Bei Launch eines neuen Online-Shops, wenn die Durchsatz-Menge noch überschaubar ist, kann das Fulfillment größtenteils noch ohne Probleme selbst erledigt werden. Mit steigendem Umsatz muss aber gegebenenfalls Personal dafür eingestellt und ausreichend geschult werden.

Zusätzlich ist das E-Fulfillment eine Belastung für das Management. Durch Outsourcen kann hingegen der Fokus auf die Kernelemente der Marke gerichtet werden.

Kosten

Wer im E-Commerce Fuß fassen will, benötigt ein Lager. Wer erfolgreich sein will, benötigt mehrere Lager. Um kurze Transportwege und damit schnelle Lieferung gewährleisten zu können, muss also in die Logistik investiert werden.

Das bringt hohe Investitionskosten mit sich. Wächst eine E-Commerce-Brand und die eigene Garage reicht nicht mehr als Lager aus, muss überlegt werden, ob der Schritt in Richtung eigenes Fulfillment gegangen werden sollte.

Alternativ kann durch Outsourcing das E-Fulfillment auch ohne großer Anfangsinvestition weiter skaliert werden. Externe Dienstleister haben oft ein Netzwerk aus mehreren Lagern. Diese sind meist komplett ausgelastet und stehen nur selten leer. Dadurch arbeiten sie effektiver und das sorgt am Ende dafür, dass Händler meist bis zu 15 % an Kosten im Vergleich zum eigenen Fulfillment einsparen.

Kontrolle

Mit einem eigenen Lager kann die Kontrolle einfacher durchgeführt werden. Beim Outsourcing wird ein Teil der Kontrolle abgegeben, es wird also etwas Vertrauen in den Fulfillment-Dienstleister vorausgesetzt. Durch moderne Software wird es dennoch ermöglicht, die wichtigsten KPIs zu tracken und so strategisch planen zu können. Qualitativ hochwertige Dienstleister bieten Möglichkeiten an, diese Daten auszulesen und so das Controlling zu erleichtern.

Skalierbarkeit

Am Anfang ist die Abwicklung von E-Fulfillment noch überschaubar. Spätestens wenn die Lagerung der Produkte die eigenen Kapazitäten überschreitet, muss das weitere Vorgehen geplant werden. Auch das Einstellen von Personal kann ein Punkt sein, der Wachstum vorerst beschränkt. Zusätzlich birgt beides Risiken, denn die Fixkosten bestehen auch bei geringer Auslastung.

Bei Logistics-On-Demand (Logistik nach Bedarf) zahlen Händler ausschließlich für in Anspruch genommene Dienstleistungen. Dadurch wird eine höhere Flexibilität gewährleistet, es kann also schneller nach oben oder unten skaliert werden.

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Vor- und Nachteile von E-Fulfillment-Dienstleistern

Vorteile

  • keine Fixkosten
  • keine Investitionskosten
  • weniger Aufwand
  • Fokus auf Kernkompetenzen
  • Geringeres Risiko
  • mehr Flexibilität

Nachteile

  • Abhängigkeit vom Dienstleister
  • weniger Kontrolle
  • variable Kosten je nach Bedarf

Vor- und Nachteile von eigenem Lager

Vorteile

  • hohes Maß an Kontrolle
  • eigene Qualitätskontrolle
  • mehr Kundennähe

Nachteile

  • Fixkosten für Lager und Personal
  • Hohe Investitionskosten
  • Investitionsrisiko
  • Hoher Aufwand
  • weniger Fokus auf Kernkompetenzen
  • Risiko von Leerkosten

Für wen lohnt sich das Outsourcen von E-Fulfillment?

Vor allem für kleine und mittlere Unternehmen ist das Outsourcen von E-Fulfillment meist der attraktivere Weg. Es garantiert maximale Flexibilität bei hoher Service-Qualität und benötigt weniger Investitionskosten.

Wichtig ist dabei, einen kompetenten Partner auszuwählen, denn die Verantwortung für das E-Fulfillment wird komplett abgegeben. Dazu gehört auch ein Vertrauensvorschuss, der Dienstleister sollte also mit Bedacht gewählt werden.

Haben Unternehmen eine gewisse Größe erreicht, kann damit begonnen werden, in eigene Lager und Infrastruktur zu investieren, um zusammen mit Logistik-Beratern selbst Expertise im E-Fulfillment zu erlangen.

Fazit

E-Fulfillment im E-Commerce beschreibt den Prozess von der Bestellung bis zur Auslieferung Ihrer Produkte. Fulfillment-Dienstleister werden immer beliebter, um den aktuellen Anforderungen der Kunden entgegenzukommen. Sie übernehmen Aufgaben wie Lagerung, Verpackung und Versand. Weitere Aktivitäten wie Retourenmanagement können Sie ebenfalls auslagern. Die Kosten variieren je nach Dienstleistung. Die genauen Details besprechen Sie mit dem Dienstleister. Ein eigenes Lager bietet Kontrolle, erfordert jedoch hohe Investitionskosten. Für kleinere Unternehmen ist das Outsourcen des E-Fulfillments daher oft attraktiver. Mit dem entsprechenden Wachstum können Sie in ein eigenes Lager investieren.

FAQ

Was versteht man unter E-Fulfillment?

E-Fulfillment umfasst den gesamten Prozess vom Bestelleingang über die Bezahlung, die Lagerung und den Transport bis zur Auslieferung der Ware im Online-Handel.

Was ist E-Commerce Fulfillment?

Der Begriff Fulfillment umfasst die Abwicklung eines Einkaufs. Im Kontext des E-Commerce bezieht sich Fulfillment speziell auf die Bearbeitung von Online-Bestellungen. Dieser Prozess wird auch als E-Fulfillment bezeichnet.

Was gehört zum Fulfillment?

Im Unternehmen wickeln Sie im Rahmen des Fulfillments folgende Aufgaben ab: Bestellannahme, Lagerung, Kommissionierung, Artikelstammpflege, Verpacken der Artikel, Sendungen frankieren, Versand und das Retourenmanagement.

Tim Lutz

Tim Lutz

Mein Name ist Tim Lutz und ich bin der Bereichsleiter IT für Produktion und Logistik. Ich beschäftige mich schon seit vielen Jahren mit Logistiklösungen im SAP Umfeld.

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